30.09.2024 -- 72.737 // Zuwachs zum 31.08.24 : 4.637
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 30.09.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Wir haben am 26.08.24 eine Sperrverfügung der russischen Regulierungsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" erhalten. Gleichzeitig wurde auch unser Servicedienstleister aufgefordert, unsere Webseite abzuschalten. Das wird nicht passieren.
Begründet wird die Sperrung mit der Verletzung der Privatsphäre russischer Bürger. Wörtlich heißt es in der Begründung:
Die Tätigkeit der Internet-Ressource wurde als rechtswidrig und als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis anerkannt.
Unsere Seite dürfte ab diesem Zeitpunkt aus Russland nicht mehr aufrufbar sein.
Die Verfügung als pdf-Dokument, unsere Stellungnahme dazu.
Schulbeginn in Irbit in der Schule. Nr. 18 am 12. September 24. Irbit, das ist eine Stadt mit etwa 36.000 Einwohnern in der Oblast Swerlowsk. Sie liegt bereits im asiatischen Teil Russlands und ist Heimat der bekanntesten Motorradfabrik Russlands - Marke Ural.
Die "zivil-patriotsche Schulabteilung Beitrag Nr. 1" hält eine Veranstaltung ab, zum Gedenken an jene Schulabsolventen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Aber lassen wir die Schüler doch selbst zu Wort kommen:
Etwa 110 km südöstlich von Moskau liegt die Großstadt Kolomna mit über 130.000 Einwohnern. Aus dieser Stadt kam Alexander Alexandrowitsch Buslajew, geboren am 2. Oktober 1986 und getötet im Krieg gegen die Ukraine am 28. April 24. Es hat bis zum September gedauert, dass seine sterblichen Überreste zur Beisetzung nach Kolomna kamen.
Seine Frau hat einen lesenswerten Nachruf auf Alexander verfasst, der viel über die Einstellung der Bevölkerung zum Krieg verrät. Die vielen betenden Hände haben wir der besseren Lesbarkeit entfernt, den Film dokumentieren wir nur, weil sich der Text darauf bezieht:
Bogoljubowo ist ein historisch gut erhaltenes Dorf mit etwa 4.700 Einwohnern in der Region Wladimir. Hier besuchen wir die dortige Sekundarschule und lassen die Lehrerin/Kindheitsnavigatorin Nina Meschuewa zu Wort kommen:
Heute fand in der Bogoljubwskaja-Schule eine Trauerversammlung zum Gedenken an unseren Absolventen Alexander Korowizyn statt, der in Erfüllung seiner militärischen Pflichten bei einem Sondereinsatz in der Ukraine ums Leben kam. Er war noch keine 20 Jahre alt. Alexanders Eltern waren einfache Dorfbewohner. Im Jahr 2011 kam er in die 1. Klasse, im Jahr 2020 schloss er die 9. Offen und warmherzig, fähig zuzuhören und zu verstehen, in schwierigen Momenten immer zur Stelle. So haben ihn seine Angehörigen und Lehrer in Erinnerung behalten.
Er starb für das Leben der anderen, für den Frieden und die Ruhe in unserem Land. Es ist unsere Pflicht, dieses Andenken lebendig zu halten.
Nachtrag: Die Kindheitsnavigatoren sorgen für die patriotische und dem Militär zugewandte Erziehung der Kinder/Jugendlichen in den Bildungseinrichtungen.
Der Mann auf den Fotos ist Igor Andrejewitsch Skrebkow, geboren am 12.03.97, getötet im Krieg gegen die Ukraine am 22. Januar 2024. Seine Tante hat im März 24 öffentlich nach ihm gesucht, da war der Familie sein Verbleib noch nicht bekannt. Sein Rufzeichen war übrigens "Spatz".
Aus den russischen Toten im Krieg kann man auch ein Geschäft machen, indem man sie zu Helden erhebt, ihre Gesichter in martialische Militärausrüstung montiert, dazu im Hintergrund viel Feuer und Fahnen wehen lässt, eine Heldensaga dazu schreibt und schließlich ein Buch zusammenstellt - Das Buch der Erinnerung.
Man kann gut erkennen, dass das Gesicht von "Spatz" auf dem rechten Foto in das linke Heldenbild eingefügt wurde.
Der erste Teil dieser Geschichte spielt in Wolgograd, aber aktuell befindet sich Artem Dilmudarow ganz im Osten Russlands auf der Insel Sachalin und hält Vorträge für Schulkinder in der Hauptstadt Juschno-Sachalinsk. "Denkt daran, Kinder und Familie sind die wichtigsten Dinge im Leben," predigt er den Schülern.
Vor eineinhalb Jahren steckte Artem noch in den Bombentrichtern bei Bachmut. Er war Söldner bei der Gruppe Wagner und gehörte schließlich zu den wenigen, die den Bachmut-Fleischwolf überlebten. Über 20.000 Wagner-Kämpfer ließen dort ihr Leben.
„Es war meine Familie, die mir geholfen hat, in ein friedliches Leben zurückzukehren," erzählt Artem weiter und mit Familie hat er auch reichlich Erfahrung.
Etwa 140 km nordöstlich von Moskau liegt die Stadt Pereslawl-Salesski in der Region Jaroslawl. Die Stadt hat etwa 38.000 Einwohner, Tendenz fallend, gehört aber zu den ältesten und gut erhaltenen historischen Städte Russlands.
Iwan Anjuchowski, Jahrgang 1939, berichtet über einen Gedenkstein, auf dem in einer Kirche der Stadt die im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten eingraviert sind. Es sind 52 Namen, wir haben sieben neue Namen in unsere Liste aufgenommen.
Aber lassen wir Iwan zu Wort kommen:
Wir sind hier im großen Dorf Werchnije Tatyschly in Baschkortostan. Der Ort hat über 7.000 Einwohner, die Hauptstadt Ufa ist 240 km und der nächste Bahnhof 25 km entfernt. Und nein, das ist keine Veranstaltung zur Ertüchtigung im Krieg gegen die Ukraine, sondern eine Trauerfeier für den im Krieg gegen die Ukraine gefallenen sehr jungen Soldaten Aiwas Karamow.
Aiwas wurde am 18. April 2002 geboren, war verheiratet und muslimischen Glaubens. Tabak und Alkohol lehnte er ab, seinen Wehrdienst hatte er zwischen 2021 und 2022 abgeleistet und nach seinen Angaben sprach er auch Englisch, was man eher selten in den russischen Lebensläufen findet.
Weiterlesen: Ich träume davon, bei Sonnenuntergang im Auto zu fahren
Zum 20. September 2024 legte der BBC/Mediazone/Medusa-Verbund eine neue Abschätzung der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine vor. Danach wären mehr als 70.000 Kriegstote erfasst worden, die genaue Zahl nennt der Beitrag nicht.
Die meisten im Beitrag vorgetragenen Erkenntnisse sind für die regelmäßigen Leser unserer Webseite nicht neu - zum Beispiel Freiwillige stellen die höchste Zahl an Todesopfern, manche mit schnellem Tod an der Front, die berüchtigten "Fleischangriffe" bewirken hohe Verluste usw.
Langsam macht sich aber negativ bemerkbar, dass jener von der BBC finanzierte Verbund seine Daten nicht offenlegt. So können Differenzen nicht ausgeräumt werden, weil wir die Datenbasis nicht vergleichen können.
Weiterlesen: Vergleich unserer Abschätzungen der Kriegsopfer mit der BBC
Am 1. August hatten wir den bis dahin jüngsten Soldaten vorgestellt, Geburtsdatum 25. Mai 2006, der auf russischer Seite im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde und es war nur eine Frage der Zeit, bis ein noch jüngeres Kriegsopfer auftauchen würde. Maxim Andrejewitsch Tschernow, geboren am 21. Juli 2006, hatte einen weiten Weg an die Front. Der junge Soldat kam aus der Kleinstadt Dolinsk auf der Insel Sachalin mit etwa 12.000 Einwohnern ganz im fernen Osten Russlands.
Auf Grund der rechtlichen Lage in Russland konnte sich Maxim erst mit Erreichen des achtzehnten Lebensjahres beim Militär verdingen. Danach musste er sich auf den weiten Weg in das Kriegsgebiet machen, eine Entfernung Luftlinie wie von Frankfurt nach New York und schließlich brauchte er auch noch militärisches Training, denn Maxim hatte keinen Wehrdienst abgeleistet. Aber auf Grund seiner zahlreichen Tätowierungen könnte man auch annehmen, dass Maxim sich einer Gefängnisstrafe entzogen hat, indem er einen Sturm-V-Vertrag mit dem Militär abschloss und solche Soldaten sind beim russischen Militär Kanonenfutter.
In der Suchanfrage nach Maxim vom 3. September werden einige Details genannt.
Zweieinhalb Jahre dauert jetzt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und kein Ende ist in Sicht. Wir wollen mit dieser Bilanz ausblenden, was dieser Krieg in der Ukraine anrichtet. All die vielen ukrainischen Opfer dieses Krieges mit Tod, Vertreibung und Zerstörung wollen wir beiseite schieben und nur auf Russland und seine Menschen schauen. Denn Niemandem in den Weiten Russlands hat dieser Krieg etwas Gutes gebracht.
Nach unseren Zahlen und den daraus abgeleiteten, sehr konservativen Abschätzungen hat dieser Krieg mehr als 100.000 Kriegstote und etwa 400.000 ernsthaft verletzte russische Bürger verursacht. Der Krieg frisst das Vermögen des Staates stetig auf, für Investitionen in Bildung, Infrastruktur und eine breit ausgerichtete Ökonomie ist kein Geld da. Die Kriegswirtschaft produziert rund um die Uhr Nachschub für die Front, aber nichts was den Menschen in diesem großen Land zugute kommt.
Und im realen Kriegsgeschehen zeigt dieser Staat sein menschenverachtendes Gesicht.
Weiterlesen: Getötete russische Soldaten -- Stand: 31.08.2024
Am weißen Meer in der russischen Teilrepublik Karelien liegt das Städtchen Belomorsk. Der Ort besitzt einen Bahnhof an der Strecke nach Murmansk und einen Seehafen. Und wenn man sich die Fotos von Belomorsk anschaut, dann begreift man, warum im Jahr 1992 noch 19.000 Menschen dort wohnten und im Jahr 2023 nur noch 7.400.
Aber eigentlich wollten wir nur schnell Waleri Raspopnin vorstellen, der aus Belomorsk kam, in den Krieg zog und am 7. August 24 in Belomorsk bestattet wurde.
Sonst wissen wir nichts über den Mann und nein, wir wollen uns keineswegs lustig über Waleri machen. Wir fragen uns nur, wie es möglich ist, dass die Rekrutierer der russischen Armee, diesen alten, abgearbeiteten Mann an die Front schicken konnten?
In der Ukraine starb der 28-jährige Belgoroder Artjom Nefjodow – er sah aufgrund einer Verlangsamung des Wachstumshormons wie ein Kind aus. Im Internet wurde er als „der beliebteste Wachmann Russlands“ bezeichnet.
Berühmt wurde Nefedov durch eine Fake-Story, wonach er trotz seiner kleinen Statur und kindlichen Erscheinung angeblich als Wachmann in Ufa gearbeitet habe. Bevor er den Vertrag unterzeichnete, arbeitete er in der Futtermühle der Gorin-Kollektivfarm.
Wir geben den Bericht der Belgoroder Initiative "Asche" etwas redigiert wieder
Stadt Dalnegorsk -- Foto: Романвер -- Lizenz: frei
Fährt man mit der Transsibirischen Eisenbahn immer weiter nach Osten landet man am Ende in Wladiwostok. Die Stadt am Pazifischen Ozean ist die Hauptstadt der Region Primorje, was so viel heißt wie "am Meer gelegen". Von Wladiwostok aus gibt es übrigens eine Fähre weiter nach Japan. Die Region hat ungefähr zwei Millionen Bewohner wovon etwa 600 Tausend in Wladiwostok leben. Obwohl die Stadt geografisch auf Höhe von Florenz liegt, ist das Klima wesentlich rauer mit kalten und trockenen Wintern und schwül milden Sommermonaten.
Primorje hat eine lange Grenze zu China und was im Moment politisch interessant ist, eine kurze Grenze zu Nordkorea. Die ist nur 17 km lang, aber es gibt eine Eisenbahnbrücke über den Grenzfluss Tumen - keine Straßenverbindung. Genau über diese Verbindung kann Nordkorea Russland auch Nachschub an Waffen und Munition liefern.
In der Stadt Dalnegorsk, die unser Foto zeigt, leben etwa 33.000 Einwohner. Gegründet wurde die Stadt um 1899, als der aus der Schweiz eingewanderte Julius Brynner, die dortigen Blei- und Zinkvorkommen ausbeutete. Die Bergwerksgesellschaft blieb bis 1930 im Privatbesitz seines Sohnes Boris Brynner, dessen Sohn Jul Brynner ein bekannter Holywood-Schauspieler wurde.
Region Primorje: Teil I bis 300 -- Teil II bis 500 -- Teil III bis 1.000 -- Teil IV ab 1.001
Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden. Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, zuletzt im April 2024.
Seit unserem letzten Bericht sind 14 Gräber von in der Ukraine gefallenen Soldaten dazu gekommen, darunter auch fünf Kriegstote, die wir bisher nicht in unseren Listen hatten.
Die kompletten neuen Namen:
Weiterlesen: Das Dorf Ermolino bei Weliki Nowgorod - Teil III
Lipezk im April 2013 -- Foto: -- Lizenz: CC BY 2.0
Lipezk liegt etwa 375 km südöstlich von Moskau. Die Stadt hat ca. 510 Tausend Einwohner ist Hauptstadt der gleichnamigen Oblast mit insgesamt 1,2 Millionen Einwohnern. Landwirtschaft spielt eine große Rolle, da die Verwaltungseinheit in der fruchtbaren Schwarzerde-Region liegt. Wirtschaftlich bedeutend sind die Eisenverarbeitung und der Maschinenbau.
Lipezk: Teil I bis 250 -- Teil II bis 500 -- Teil III ab 501
Weiterlesen: Lipezk - immer lächeln und positiv in schwierigen Zeiten - Teil III
Der britische Geheimdienst hat am 17. September wieder eine neue Meldung zu den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Die angegebene Zahl der Kriegstoten und Verletzten hatten wir bereits in unserem Status zum 31. August veröffentlicht. Wir liegen in unserer Abschätzung der Opferzahlen um 100.000 dahinter, bleiben aber bei unseren - sehr konservativen - Angaben. Ansonsten wiederholt der Geheimdienst all das zur Rekrutierung von neuen Soldaten, was regelmäßige Leser unserer Veröffentlichungen bereits wissen.
Der übersetzte Text:
Alexej Ksenofontow ist ein Oberst der russischen Streitkräfte mit dem Kampfnamen "Tiger". Im März dieses Jahres bekam der Oberst wieder eine Auszeichnung. Der Bericht auf VKontakte löste eine Flut von Kommentaren aus, viele Frauen fragten nach dem Verbleib ihrer Männer an der Front.
Der durchgehende Vorwurf lautet, dass wenn der Oberst betrunken ist, er Dutzende von mobilisierten und freiwilligen Soldaten in selbstmörderische Angriffe schicken würde.
Wir können all diese Behauptungen nicht überprüfen, aber es gibt dazu einen Bericht der russischen Nachrichtenagentur Astra vom 2. September 24. Wir geben ihn übersetzt wieder:
Ischewsk am Stausee der Isch -- Urheber: -- CC BY-SA 4.0
Udmurtien ist eine Republik im russischen Föderationskreis Wolga mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern. Hauptstadt ist Ischewsk mit über 600 Tausend Einwohnern. Udmurtien liegt im europäischen Teil Russlands westlich des Uralgebirges zwischen den Flüssen Kama und Wjatka. Das Land ist stark industrialisiert und gut erschlossen. Namensgeber der Republik sind die Udmurten, eine finno-ugrisches Ethnie oder einfacher ausgedrückt "Wolga-Finnen", die aber nur noch 28% der Bevölkerung stellen.
Wie alle russischen Regionen östlich von Moskau bis zum Ural sind auch die Opferzahlen in Udmurtien im Krieg gegen die Ukraine weit über dem Durchschnitt.
Udmurtien: Teil I bis 200 -- Teil II bis 400 -- Teil III bis 1.000 -- Teil IV ab 1.001
Weiterlesen: Udmurtien - Helden im Kampf gegen Nazis - Teil IV
Heute sind wir im Dorf Kanaewka in der russischen Oblast Pensa. Die Oblast liegt im Zentrum des europäischen Teil Russlands, das Dorf Kanaewka liegt im Osten der Provinz und hat weniger als 1.800 Bewohner (2010) mit fallender Tendenz. Und selbst in dieser abgelegenen Region spielt der russische Krieg gegen die Ukraine eine bedeutende Rolle im Alltag des Dorfes.
Auf dem Foto sieht man den Trauerzug des gefallenen Soldaten Juri Wiktorowitsch Alexandrow. Der 58-jährige Mann wurde in der Hauptstadt Pensa geboren und arbeitete dort als Traktorfahrer. Im Jahr 2021 war er ins Dorf gezogen und hatte sich im Juni 2024 zum Kriegsdienst verpflichtet. Bereits am 27. Juli war er tot, am 12. August 24 wurde er begraben.
Aber gehen wir in der Chronik des Dorfes bis Ende Juli 2024 zurück, alle veröffentlichten Fotos können stark vergrößert werden:
Salawat ist eine Großstadt im Süden Baschkortostans. Der Leiter der Stadtverwaltung hielt am 26. Juli eine Trauerrede für Ruschat Wildanowitsch Abdullin, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde:
„Heute haben wir uns versammelt, um uns von unserem Landsmann Ruschat Wildanowitsch Abdullin zu verabschieden. Keine Worte können die Trauer und Bitterkeit des Verlustes ausdrücken, den jeder von uns heute erlebt. Es ist unmöglich, sich an die Nachricht zu gewöhnen, dass unsere Jungs bei der Verteidigung des Landes sterben, Sie und ich. Ich bin zuversichtlich, dass die Arbeit, für die Ruschat starb, von seinen Kameraden vollendet wird. Unsere Streitkräfte werden den Frieden und das Recht auf Freiheit verteidigen.
Man kann ziemlich sicher sein, dass der Bürgermeister seine Rede mit dem nötigen Ernst formuliert hat, doch bei genauer Betrachtung wirken seine Worte nur noch grotesk.
Am Stadtrand von Moskau, bereits auf dem Gebiet der Großstadt Mytischtschi, wurde 2013 ein nationaler Ehrenfriedhof des Militärs eröffnet. Er ersetzte die Beisetzungen an der Kremlmauer und ist öffentlich nicht zugänglich. Bis Juli 2022 wurden 353 verdiente Persönlichkeiten Russlands dort bestattet, durch den russischen Angriffskrieg wurde die Fläche stark erweitert und bis Sommer 2024 sind etwa 900 Gräber neu dazu gekommen.
Die russischen Absurdität, die wir inzwischen beinahe als normal begreifen, zeigt sich auch darin, dass der militärische Führer der Gruppe Wagner, Dimitri Walerjewitsch Utkin, dort ein Ehrengrab erhalten hat. Dabei dürfte der Absturz jener Privatmaschine im August 2023, die zum Tod der gesamten Führung der Gruppe Wagner führte, mit ziemlicher Sicherheit von staatlichen Akteuren ausgeführt worden sein.
Die Verwaltung des „Pantheon der Verteidiger des Vaterlandes“, wie der Friedhof offiziell heißt, hat Anfang März auf Telegram ein längeres Video veröffentlicht, das Namen und Fotos von 744 dort begrabenen Soldaten zeigt, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Die meisten stammen dabei aus Moskau oder der Oblast Moskau. Wir konnten über 250 neue Namen in unsere Statistik aufnehmen.
Auch hier der Hinweis, es lohnt nicht den Film anzuschauen, wir veröffentlichen ihn lediglich als Beleg.
Immer wieder berichten wir über kleine Ethnien, die in den abgelegensten und unwirtlichsten Gegenden Russlands leben, fernab unserer Zivilisation, die gezielt für den russischen Angriffskrieg geworben werden. Die Unwissenheit dieser Menschen über das aktuelle politische Geschehen weit weg von ihrer eigenen Lebensrealität und die vielen ausgelobten Rubel verführen immer wieder Menschen aus diesen Regionen in einem Krieg mitzumachen, der definitiv nicht ihrer ist. So kommt es, dass viele Regionen des hohen Nordens in unserer Statistik der Opfer im Krieg gegen die Ukraine - gemessen an der Bevölkerung - ganz weit vorne liegen.
Ein Beispiel dafür ist die Nachrichtenagentur von Tschukotka, die auf ihrer Titelseite im Internet inzwischen schamlos und gezielt für den Freiwilligendienst in der russischen Armee wirbt. Das sind die Resultate:
Schon wieder sind wir in dem kleinen Tschukschen-Dorf Ryrkaipij mit 500 Einwohnern, das völlig abgelegen an der Nordküste Tschukotkas liegt. Über das Dorf haben wir bereits berichtet. Jetzt ist der zweite Einwohner dieses Dorfes im Krieg gefallen. Dimitri Ettynekei, geboren am 13. November 2001 aus dem Dorf Ryrkaipij, hatte sich im Jahr 2024 freiwillig für den Krieg gemeldet und wurde am 21. August 24 getötet.
Ein noch abgelegeneres Dorf im Norden Tschukotkas ist das Dorf Nutepelmen mit nur etwa 150 Einwohnern. Wir hatten bereits über den Tod von Roman Rachthyn (Bericht) und Waleri Sleptsow (Bericht) geschrieben. Am 9. August 24 wurde der dritte Bewohner dieses kleinen Ortes getötet. Juri Chaletsky, geboren am 10. September 1998, hatte sich bereits im Sommer 2023 freiwillig gemeldet.
Die Berichte im übersetzten Original:
Weiterlesen: Die jungen Hoffnungen aus Tschukotka getötet im Krieg
Mitten in unseren Arbeiten zum Abschluss des Monats September hat Corona heftig zugeschlagen. Die gesamte Epedemie blieb dieser Mitarbeiter von jenen Viren verschont - aber wahrscheinlich gilt auch hier das Motto: Irgendwann erwischen wir auch dich.
Es wird in den kommenden Tagen deshalb etwas ruhiger auf unserer Webseite zugehen.
Die Aktualisierung der Listen der Regionen schreitet trotzdem voran, wie man an den häufigen neuen regionalen Seiten erkennen kann.
Um die russische Sperre zu umgehen, haben wir eine zusätzliche Domain mit dem neuen Namen gibtsnet.eu eingerichtet. Dieser Zugriff kann auch ganz allgemein von jedermann benutzt werden, denn er verspricht unter Umständen schnellere Ladezeiten unserer Seiten - besonders bei Zugriffen aus dem Ausland. Zudem bleiben die Besucher anonym.
Im Moment führen wir vier Sonderrubriken - Kriegsbilder, "ohne viele Worte", Friedhöfe Region Krasnodar und Gruppe Wagner - ohne Region. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht unvermindert weiter und die Opferzahlen gehen nicht zurück. Bis heute haben wir die Daten bis zum 18.09.24 verarbeitet, einen zuverlässigen Abschluss zum September werden wir erst in etwa 12-14 Tagen vorlegen können.
Eine einfache, aber vorläufige Zahl der russischen Kriegstoten bis Ende September, die wir dann in unserer Datenbank haben, wird noch etwa drei Tage dauern findet ihr aktuell im Kopf der Seite.
Der Telegram-Kanal des großen russischen Ehrenfriedhofs in Mytischtschi wurde gelöscht. Alle von uns veröffentlichten Links, die mit der Adresse "https://t.me/fvm_pzo_memory/" beginnen, sind nicht mehr zu erreichen.
Einen Teil der Inhalte findet man im neuen Kanal "https://t.me/fvm_pzo_mo/", aber eben an neuer Stelle, so dass wir die Adressen nicht einfach automatisch umwandeln können. Zudem wurde die Benutzung des neuen Kanals stark eingeschränkt.
Das ist einer der Gründe, warum wir für alle von uns erfassten Kriegstoten auch Kopien der Seiten als Beleg speichern.
Это попытка обойти российский запрет на «OskarMaria». По крайней мере для наших текущих страниц это тоже должно работать из России.
Мы использовали для этого новый домен, который, надеемся, не заблокируют так быстро. Название представляет собой сокращенную форму немецкого выражения «нет».
Итак, теперь вы также можете связаться с нами по адресу
https://www.gibtsnet.eu
За скорейший и прочный мир.
Für unsere russischen Besucher
Es ist ein Versuch, die russische Sperre für OskarMaria zu umgehen. Er müsste zumindest für unsere aktuellen Seiten auch aus Russland funktionieren.
Wir haben eine neue Domain dafür benutzt, die man hoffentlich nicht so schnell blocken kann. Der Name ist eine verkürzte Form des deutschen Ausdrucks "gibt es nicht".
Also - ab sofort kann man uns auch unter https://www.gibtsnet.eu erreichen.
Auf einen baldigen dauerhaften Frieden.
Leider scheint die russische Sperrverfügung für unsere Seite zumindest in Russland zu wirken. Bei der Suche nach OskarMaria mit der russischen Suchmaschine Yandex sind wir von der zweiten Stelle weit nach hinten gerutscht.
Wir haben leider nur wenig Zeit für technische Spielereien. So haben wir eine zweite Domain mit anderer IP-Adresse auf unsere Seite geschaltet, doch ganz zielführend ist das noch nicht.
Und dann haben wir auch noch ein Problem mit Google. Eine Gaststätte in München hat sich vor einigen Jahren ebenfalls den Namen OskarMaria in der selben Schreibweise zugelegt und gleich noch als Marke eintragen lassen. Allerdings waren wir mit dem Namen Jahre früher aktiv - also eigentlich kein Problem. Nur kamen danach regelmäßig Tischreservierungen bei uns an. Damit war irgendwann mal Schluss, nämlich als Google uns in den Suchanfragen nach hinten katapultiert hatte. Und so leben wir mit der Tatsache, dass wir mit unseren hohen Benutzerzahlen bei den Suchmaschinen Bing, DuckDuckGo auf den vorderen Plätzen zu finden sind, bei Google aber ganz hinten.
Wir haben unseren Beitrag über das kleine Dorf Kanaewka noch einmal nach vorne geschoben, da er durch unsere Auguststatistiken schnell nach hinten durchgerutscht ist.
Wir haben über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen aufgezeigt, wie der russische Angriffskrieg sich auch in kleinen Gemeinden in der Provinz manifestiert.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Kirill Jewgenjewitsch, 19 Jahre
Die abgelegene Provinzhauptstadt Birobidschan in der "Jüdisch Autonomen Oblast" im fernen Osten Russlands war die Heimat von Kirill Jewgenjewitsch Sidelnikow, geboren am 9. Oktober 2004. Dort wäre er besser geblieben und hätte die Blümchen auf dem Helm seiner Mutter oder einer jungen Frau gebracht. Seine lange Reise ins Kriegsgebiet endete am 16.09.24.
Da angeblich das Leben in der Region Samara so viel günstiger wäre als in den russischen Metropolen, gehörte die Prämienzahlung für Freiwillige zu den Niedrigsten in ganz Russland. Aber ganz offensichtlich ließen sich in Samara nicht mehr genügend Freiwillige finden, die für jene 1,2 Millionen Rubel (etwa 12.000 €) bereit waren, ihre Leben oder ihre Gesundheit zu gefährden.
So beschloss die Regierung am 11. Oktober 24, ab Mitte des Monats deutlich mehr zu bezahlen. Jetzt gibt es ganze zwei Millionen Rubel (ca. 20.000 €), wenn man in Samara einen Vertrag mit dem russischen Militär eingeht.
Eine ziemlich skurile Meldung wurde in zahlreichen lokalen VKontakte-Kanälen aus der Region Saratow abgesetzt. Lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
Bogdan Sergejewitsch Jewsejew, geboren am 10.04.2003, starb den Heldentod bei einem militärischen Zusammenstoß im Gebiet Cherson, Siedlung Kosatschije Lageri.
Abgehärtet durch Sport, Goldmedaillengewinner im Sambo, wich Bogdan nie zurück, aber das feindliche Schrapnell unterbrach sein Leben am 02.09.2024...
Im Saratower Institut für Innere Truppen war Bogdan einer der besten Kadetten in seinem Kurs. Und als einer der Besten wurde er gleich im 3. Jahr in die Zone des Nordöstlichen Militärbezirks geschickt, um die Ehre und den Mut der ruhmreichen russischen Soldaten in der Praxis zu zeigen.
In der Region Belgorod wurde am 27. August 24 die erste Frau getötet, die aus der Haft für den russischen Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Jelena Pimonenkowa war 37 Jahre alt und stammte aus der Stadt Pikaljowo in der Oblast Leningrad.
Jelena hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wurde im Alter von 23 Jahren zunächst wegen Messerangriffs auf einen Mann verurteilt, dann wegen Autodiebstahls, Raubüberfalls, Sachbeschädigung fremden Eigentums und Morddrohungen. Im Jahr 2024 saß Jelena wegen Diebstahls in einer Frauenkolonie in Uljanowka, ebenfalls in der Region Leningrad gelegen.
Auch dort wurde für den Kriegsdienst in der Ukraine geworben. 60 Frauen meldeten sich, zehn wurden ausgesucht darunter Jelena.
Ohne jegliche medizinische Ausbildung wurde sie so zur „Sanitäterin im Gefangennahmekommando eines Angriffszuges“. Drei Wochen lang wurde Jelena an Waffen geschult, danach ging es an die Front und sie musste Verwundete evakuieren und Leichenteile aufsammeln.
Wie genau Jelena getötet wurde ist unklar. Angeblich wäre sie von einem Auto angefahren worden. Am 25. September 24 wurde sie begraben.
Unsere kleine Geschichte spielt in der tatarsischen Großstadt Nabereschnyje Tschelny und handelt von Wladimir Golub, 44 Jahre. Der Mann arbeitete bei dem Lastwagenhersteller Kamaz als Schweißer.
In seiner Freizeit hatte er vielfältige Interessen, nahm Gesangsunterricht und nahm Tiktok- und Youtube-Videos auf. Mit seiner Ehefrau hatte er 11 Kinder, dazu hatte er seit dem Jahr 2000 noch eine geheim gehaltene Beziehung, aus der drei Kinder hervorgingen.
Und weil das noch nicht genug ist, konvertierte Wladimir zum Judentum, trug nur noch Kippa und nannte sich Abraham Israilewitsch Melech.
Als die Sache mit der zweiten Beziehung aufflog, zog Wladimir/Abraham zuhause aus, bei der zweiten Frau ein und ließ sich scheiden. Seine berufstätige Ex-Ehefrau bekam Probleme mit dem Jugendamt, weil eine alleinerziehende und arbeitende Mutter mit 11 Kindern sicher überfordert ist.
Seinen neuen Namen ließ er sich in den Pass eintragen und wahrscheinlich wollte Abraham auch im Krieg seine vielfältigen finanziellen Probleme lösen. Im Juli 2024 schloß er einer Vertrag zum Kriegsdienst, zwei Monate später war er tot. Am 2. Oktober wurde er in der tatarischen Stadt Jelabuga begraben.
Ildar Saidow hatte eine steile Kariere beim russischen Zoll hinter sich gebracht. Seit 1995 war er in leitender Funktion in verschiedenen Regionen Russlands tätig, bis er schließlich 2017 erst zum kommisarischen und dann zum regulären Leiter des Zolls von Astrachan, Wolgograd und Kalmückien im Rang eines Generalmajors aufstieg.
Doch fünf Jahre später stand er wegen Bestechlichkeit vor Gericht und wurde zu sieben Jahre Haft verurteilt.
Er wäre reingelegt worden, meint seine Frau und ein ehemaliger Mitarbeiter schrieb: "In solchen Strukturen gibt es oft zwei ungleiche Kategorien. Diejenigen, die inhaftiert wurden, und diejenigen, die nicht verurteilt werden. "
Auch Ildar zog die Option "Sie kommen aus dem Gefängnis frei" in einer Sturm-V Einheit, setzte damit alles auf eine Karte und verlor. Am 14 September erhielten seine Angehörigen die Nachricht seines Todes, er wurde in Tatarstan begraben.
Der uns als zuverlässig bekannte Telegramkanal "Wütendes Tschwaschien" berichtete im September aus der russischen Teilrepublik:
Obdachlose werden gezwungen, in den Krieg zu ziehen
Leser erzählen uns, dass in den Regionen Tschuwaschiens die Razzien gegen Obdachlose und Menschen in schwierigen finanziellen und sozialen Situationen zugenommen haben. Einer von ihnen war Viktor Wladimirowitsch Dutow aus dem Bezirk Wurnarski. Einheimische sagen, er habe keinen festen Wohnsitz und Probleme mit Alkohol gehabt.
Im Bezirk Zilairsky in Baschkortostan leben etwa 15.000 Menschen. Der Leiter des Bezirks, Boris Melkoedow, muss häufig sich mit den Folgen des russischen Angriffskrieges beschäftigen. Verletzten überreicht er Orden, für gefallene Soldaten hält er ausgefeilte Grabreden. Am 17. September 24 sprach er den Nachruf für Chaerzaman Atangulow, der an der Front getötet wurde. Daraus wollen wir zitieren:
Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben. Alles liegt in unserer Hand, und es hängt von uns ab, wie wir leben werden. Chaerzaman Halilowitsch ist ein Mann, der sein Heimatland und uns verteidigt hat. Dank solcher Menschen leben wir unter einem friedlichen Himmel.
Natürlich ist jeder Krieg ein Weg zum Frieden. Und solche Menschen, ihre Taten sind notwendig, damit wir uns frei fühlen und den Frieden und die Ruhe spüren, die wir haben. Es ist schwierig, unsere Leute so zu treffen. Wir hoffen immer, dass sie lebendig und gesund zurückkommen. Das ist natürlich ein großer Kummer. Wenn wir nicht stark sind, wird es kein Land mehr geben. Er wird als ein kluger Mann in unserer Erinnerung bleiben. Lasst uns zusammenhalten und uns in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen.
Eine Vielzahl von ethnischen Kasachen wurde bereits im Krieg gegen die Ukraine getötet, wir haben darüber berichtet. Diese Männer lebten meist in Russland, mit und ohne russische Staatsbürgerschaft. Durch einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst konnte man viel verdienen und falls notwendig, auch die russische Staatsbürgerschaft erhalten. Kasachische Bürger, die am Krieg teilnehmen, werden in Kasachstan strafrechtlich verfolgt.
Der kasachische Journalist Lukpan Achmedjarow berichtete am 16. September von einem in der Stadt Oral in Kasachstan lebenden Mann, Aibek Ramasanow, geboren 17.07.1983, der bei einer Firma in Westkasachstan gearbeitet hatte. Im Jahr 2023 meldete sich Aibek freiwillig beim russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine und wurde dort getötet. Sein genaues Todesdatum wird genannt, aber Aibek bekam am 2. August noch die russische Staatsbürgerschaft.
Auf Instagram warnt der Journalist Achmedjarow zudem seine Leser: "Wichtiger Hinweis: Schützen Sie Ihre Psyche und Ihre nahen Verwandten vor übermäßigem Genuss russischen Fernsehens. Russische Propaganda tötet."
Nachdem bisher im Jahr 2024 die Region Burjatien in Bezug auf die Kriegsopfer nicht so auffällig war wie zuvor, dürften im Monat September wieder deutlich mehr Kriegsopfer dazu kommen. In einer Liste mit etwa 20 neuen, im Krieg gefallenen Burjaten finden wir auch Waleri Wladimirowitsch Rintschinow, geboren am 28. Mai 1980 und getötet am 4. September 24.
"Im Gedenken an alle, die Valery kannten, oder wie ihn alle nannten – Bazyr, blieb er freundlich, großzügig und immer bereit, den Bedürftigen zu helfen," heißt es in seinem Nachruf.
Wie so eine Hilfe aussehen kann, zeigte Valery im Jahr 2019. Bei einem verbalen Streit mit einem betrunkenen Dorfbewohner stach Valery jenem mit einem Messer in den Bauch. Glücklicherweise überlebte der Mann den Stich und Valery bekam zusammen mit einem älteren Delikt vier Jahre Haft aufgebrummt.
Das erklärt nicht ganz, warum Valery in einem Sturm-V Todeskommando gelandet ist, denn Ende 2023 wäre seine Haft beendet gewesen. Es ist wahrscheinlich, dass seither weitere Delikte zur Anklage standen.
Waleri Narsow dürfte der Bürgermeister der ländlichen Siedlung Tegeschewskoje in der Region Urmarskij in der Republik Tschuwaschien sein. Am 17. September informiert er seine Mitbürger:
Wir informieren Sie, dass die Beerdigung des verstorbenen Kriegers Eduard Fedorowitsch Kandakow aus dem Dorf Tegeschewo, der bei Militäreinsätzen ums Leben kam, am Mittwoch, 18. September 2024, stattfinden wird.
Die Leiche des verstorbenen Teilnehmers der Sondermilitäroperation, Eduard Fedorovich Kandakov, wird am 17. September 2024 um 13:00 Uhr mit dem Zug in die Stadt Kasan (Tatarstan) gebracht und dann mit einem Sonderwagen in das Dorf Tegeschewo gebracht...
Die Bewohner des Dorfes Tegeschewo (erwachsene und gesunde Männer) werden gebeten, sich am Morgen des 18. September auf dem Friedhof des Dorfes Tegeschewo zu versammeln und beim Ausheben eines Grabes zu helfen.