Zweieinhalb Jahre Krieg & kein Ende
Zweieinhalb Jahre dauert jetzt Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und kein Ende ist in Sicht. Wir wollen mit dieser Bilanz ausblenden, was dieser Krieg in der Ukraine anrichtet. All die vielen ukrainischen Opfer dieses Krieges mit Tod, Vertreibung und Zerstörung wollen wir beiseite schieben und nur auf Russland und seine Menschen schauen. Denn Niemandem in den Weiten Russlands hat dieser Krieg etwas Gutes gebracht.
Nach unseren Zahlen und den daraus abgeleiteten, sehr konservativen Abschätzungen hat dieser Krieg mehr als 100.000 Kriegstote und etwa 400.000 ernsthaft verletzte russische Bürger verursacht. Der Krieg frisst das Vermögen des Staates stetig auf, für Investitionen in Bildung, Infrastruktur und eine breit ausgerichtete Ökonomie ist kein Geld da. Die Kriegswirtschaft produziert rund um die Uhr Nachschub für die Front, aber nichts was den Menschen in diesem großen Land zugute kommt.
Und im realen Kriegsgeschehen zeigt dieser Staat sein menschenverachtendes Gesicht.
Erinnern wir uns an den Kampf der Wagner-Söldner um die ukrainische Stadt Bachmut. Jeder Meter, den sich die Söldnertruppe erkämpft hatte, wurde mit dem Tod von vielen eigenen Soldaten bezahlt. Nach Angaben von Jewgeni Prigoschin, dem Kommandeur dieser Truppe, kostete die Eroberung von Bachmut das Leben von etwa 20.000 Söldnern. Die meisten dieser Opfer kamen aus den überfüllten russischen Straflagern, außer deren Verwandten weinte niemand diesen Sträflingen eine Träne hinterher.
Diese Strategie hat danach die reguläre russische Armee fortgeführt. Heute sind es die Freiwilligen, die für viel Geld rekrutiert, schlecht ausgebildet und in aussichtslose Angriffe geschickt werden. Viele werden schon nach wenigen Tagen an der Front getötet, wir haben zahlreiche solche Fälle dokumentiert
Es gibt zahllose Drohnenfilme, die in guter Qualität zeigen, wie in Kamikaze-Manier russische Soldaten vorrücken und nach kurzer Zeit durch Mörserfeuer, Abwurf von Granaten aus Drohnen und durch Streumunition getötet oder verletzt werden. Danach liegen diese Menschen, meist verletzt an den ungeschützten Beinen, im Staub der Äcker oder im Gestrüpp, können sich nicht mehr fortbewegen und verbluten ganz langsam, weil sich keine Hilfe vorwagt. In vielen Fällen töten diese Soldaten, die Aussichtslosigkeit ihrer Situation erkennend, sich schließlich selbst.
Zurückweichen bei solch einem "Fleischangriff", wie er von den Russen genannt wird, ist übrigens auch keine Option. In der zweiten Reihe stehen Sperreinheiten, die auf die eigenen Leute schießen, sollten diese den Befehlen zuwider umkehren.
Harte Bestrafung, die einer Folterung gleich kommt, ist zudem in der russischen Armee weit verbreitet. Soldaten, die Befehle nicht ausführen, die sich weigern, an Selbstmordangriffen teilzunehmen oder betrunken im Schützengraben angetroffen werden, usw., werden mit schwerer körperlicher Züchtigung, mit dem Fesseln an Baumstämme und manchmal sogar mit dem Tode bestraft. Man braucht sich nicht vorzustellen, wenn solch ein Umgang mit den eigenen Leuten praktiziert wird, wie dann mit dem Gegner verfahren wird.
Und dann haben wir noch die Familien zuhause und deren Drama, wenn die Nachricht überbracht wird, dass der Familienvater, der Ehemann oder der Sohn verschollen ist oder an der Front getötet wurde. Da hilft meist auch nicht das viele Geld, das der Staat in solch einem Fall zahlt oder häufig auch nicht. Oder wenn der Soldat als Schwerstbehinderter nach Hause kommt und als dauerhafter Pflegefall bleibt. Denn wie unsere Abschätzungen zeigen, sind etwa 400.000 Soldaten schwer traumatisiert an Körper und Seele nach Hause zurückgekehrt.
Die Unruhe ob dieser Situation nimmt in den sozialen Netzwerken und den Regionen zu. Es ist fraglich, wie lange der Staat all das noch unter Kontrolle hat. In Baschkirien & Tatarstan brodelt es, der muslimische Kaukasus marschiert nicht mehr mit, wie auch die aktuellen Zahlen weiter belegen. Und die Leserkommentare in den großen Regionalmedien im Internet sind voll von spöttischen Beiträgen, die die täglichen Erfolgsmeldungen des Staates mit der Wirklichkeit konfrontieren.