Wir sind hier im großen Dorf Werchnije Tatyschly in Baschkortostan. Der Ort hat über 7.000 Einwohner, die Hauptstadt Ufa ist 240 km und der nächste Bahnhof 25 km entfernt. Und nein, das ist keine Veranstaltung zur Ertüchtigung im Krieg gegen die Ukraine, sondern eine Trauerfeier für den im Krieg gegen die Ukraine gefallenen sehr jungen Soldaten Aiwas Karamow.
Aiwas wurde am 18. April 2002 geboren, war verheiratet und muslimischen Glaubens. Tabak und Alkohol lehnte er ab, seinen Wehrdienst hatte er zwischen 2021 und 2022 abgeleistet und nach seinen Angaben sprach er auch Englisch, was man eher selten in den russischen Lebensläufen findet.
Warum der junge Mann im Krieg gelandet ist, wird leider nirgendwo veröffentlicht. Wir haben deshalb etwas nachgehakt.
Sein Status auf VKontakte zeigt wenig Affinität zu militärischen Dingen, sondern Aiwas war ein Autonarr, der gerne schnelle Schlitten gefahren hätte, aber sich nur einen etwas angegammelten Wagen leisten konnte.
Ende Juli 2023 zitierte Aiwas in seinem Status: "Ich träume davon, bei Sonnenuntergang im Auto zu fahren, egal wo, einfach nur fahren, meine Lieblingsmusik hören und an nichts denken."
Im Oktober 2023 wurde dann ein Gerichtsverfahren gegen Aiwas eröffnet. Eigentlich war das auch nicht dramatisch, denn es ging in der Anklage um den Artikel 137 des russischen Strafgesetzbuches. Der handelt von der Verletzung der Privatsphäre, die maximale Freiheitsstrafe beträgt drei Jahre.
Das Verfahren wurde dann nicht weitergeführt, weil Aiwas sich vielleicht aus diesem Grund zum Kriegsdienst entschloss.
Im Juli 2024 war Aiwas dann mitten im Krieg, er galt für eine bestimmte Zeit als vermisst und wurde am 10. September 24 beigesetzt.