Michail Michailowitsch PtschelowUnsere heute porträtierte Familie kommt aus Udmurtien - etwa 1200 km östlich von Moskau. Im Süden der russischen Teilrepublik nahe der Grenze zu Tatarstan gibt es die städtische Siedlung Kisner mit etwa 10.000 Bewohnern. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Dorf Oberes Multan, in dem unsere Familie Ptschelow wohnte. Insgesamt wohnten im Dorf 2015 nur noch acht Personen, wovon vier unsere Familie stellte.

Michail Michailowitsch Ptschelow (Foto links) war der Familienvater, Ljudmila die Mutter, Wladislaw der Sohn und Wika die Tochter. Vater Michail, Jahrgang 1982, war in den Krieg gegen die Ukraine gezogen. Er hatte den Rang eines Oberfeldwebels der Armee und wurde am 28. Dezember 2023 irgendwo in der Ukraine getötet. Am 22. Januar 24 wurde er in der Hauptstadt Ischewsk mit militärischen Ehren verabschiedet.

Seine Familie schrieb unter die Nachricht von seiner Beisetzung:

Wika Ptschelowa
Papa, ich hoffe, dass dir dort alles gut geht. Ich liebe dich und werde mich immer an dich erinnern, ruhe in Frieden...

Wladislaw Michajlowitsch
Papa, ich werde dich immer als freundlich und fröhlich in Erinnerung behalten, du bist unser Held, möge du in Frieden ruhen ...

Ljudmila Wdowina
Meine Kinder und ich werden immer stolz auf dich sein und uns an dich erinnern. Ewige Erinnerung und mögest du in Frieden ruhen

Inzwischen sind ein paar Wochen vergangen, am 9. Mai feiert ganz Russland den "Tag des Sieges" über den Nationalsozialismus. Die Tochter Wika besucht die Schule Nr. 3 im nahen Jelabuga in Tatarstan. Dort gibt es eine lokale Veranstaltung und Parade, an der auch Wikas Schule teilnimmt. Mit einer Paradeuniform der russischen Marine verkleidet, marschiert auch Wika mit ihren Klassenkameraden an der örtlichen Prominenz vorbei.

Wika Schule Nr 3

Mit der schulischen Ausbildung von Wika kann der ältere Bruder Wladislaw nicht ganz mithalten. Wladislaw, geboren am 21. März 2005, besucht nach der Sekundarschule die Berufsschule Nr. 30 in der Siedlung Kisner und lernte den Beruf eines Traktorfahrers für die landwirtschaftliche Produktion.

Wika und Wladislaw 2022In einer umfangreichen Seminararbeit über einen Unternehmer aus der Zeit der Sowjetunion schrieb Wladislaw in seinem Vorwort:

Die Jahre vergehen, eine Ära wird durch eine andere, Zeit, Menschen ersetzt. Aber die Erinnerung an die Menschen bleibt bestehen. Muss bleiben. Die Geschichte lehrt einen Menschen, sein Volk zu lieben, das Land, auf dem er lebt. Es bildet Patriotismus und Liebe zum eigenen Vaterland. Diejenigen, die für die Entwicklung unseres kleinen Vaterlandes gearbeitet haben, gehen.

Foto: Wika und Wladislaw Ptschelow

Nun - Wladislaw ist auch gegangen. Vermutlich am 21. Oktober 24 zog er in den Krieg, das Datum steht so neben seinem Militärportrait (Foto links unten) in seinem Status. Und ebenfalls vermutlich als Freiwilliger.

Wladislaw Michailowitsch Ptschelow"Was für ein Mann", schrieb seine Schwester Wika unter die Nachricht seiner Abreise am 28. Oktober.

Wladislaw Michailowitsch Ptschelow ging los, es seinem Vater gleich zu tun. Es war eine kurze Kriegsbeteiligung, bereits am 3. November war er tot.

Am 16. Dezember 2024 wurde der 19-jährige Wladislaw Ptschelow im tatarischen Jelabuga beigesetzt. Seine Schwester fand diesmal keine Worte zum Abschied ihres Bruders. Und Mutter Ljudmila hat ihre VKontakte-Seite abgeschlossen.


 -