Wir haben dieses Projekt auf Basis eines Irrtums begonnen. Wir waren der Meinung, wenn die russische Bevölkerung über das wahre Ausmaß der Verluste an Menschen und Kriegsmaterial informiert würde, dieser Krieg schnell vorbei wäre. Tatsächlich hatten zu Beginn des Krieges einige russische Propagandisten nicht geglaubt, dass beim Überfall auf die Ukraine überhaupt russische Soldaten getötet werden würden und haben unsere ersten Berichte, gestützt auf Nachrichten in den lokalen russischen Medien, in Zweifel gezogen.

Unsere Datenbank weist zum 17. Februar 2025 insgesamt 100.181 Namen von getöteten russischen Soldaten auf und es ist kein Ende dieses Gemetzels abzusehen. Noch immer versucht das russische Militär unter hohen Verlusten sich Kilometer um Kilometer vor zubewegen, um bei möglichen Verhandlungen in einer günstigeren Position zu sein. Das Leben der eigenen Soldaten spielt dabei keine Rolle.

Dieses militärische Vorgehen Russlands zeigt uns in Deutschland auch auf, dass wir selbst dem russischen Handeln wenig entgegenzusetzen haben. Das fängt schon mit der propagandistischen Vorbereitung solch eines Angriffskrieges an. Man behauptet, die Regierungen der Nachbarstaaten würden gesetzlos handeln, Minderheiten würden unterdrückt, die freie Rede eingeschränkt und Informationen würden zurück gehalten, überhaupt würde ein neues Naziregime errichtet, so sehe sich Russland zum präventiven Handeln gezwungen.

Für solche absurden und völlig falschen Behauptungen findet man in den westlichen Ländern immer wieder Initiativen und Parteien, die diese Narrative unterstützen und weiter verbreiten.

Ein aktuelles Beispiel des russischen Außenministers Sergei Lawrow zur Münchner Sicherheitskonferenz mit englischen Untertiteln:

Europas hochtechnisierte Armeen sind für schnelle präzise Aktionen ausgerüstet, mit dem Ziel, die eigenen Soldaten zu schonen. Das Beispiel des Krieges in der Ukraine zeigt auch, dass das technisch überlegene Kriegsmaterial, das die Ukraine vom Westen geliefert bekommt, auf Dauer der russischen Taktik nicht Stand hält. Russland schickt seine Soldaten in immer neuen Wellen in den Kampf, ganz egal wie viele davon getötet werden. Irgendwann wird man die gegnerischen Stellungen dann doch einnehmen können.

Mit der Schlussakte von Helsinki im Jahr 1973 wurde der Grundstein für eine Friedensordung in Europa gelegt. Die Teilnehmerstaaten haben sich folgenden Prinzipien verpflichtet:

  • Souveräne Gleichheit, Achtung der Souveränität innewohnenden Rechte
  • Enthaltung von der Androhung oder Anwendung von Gewalt
  • Unverletzlichkeit der Grenzen
  • Territoriale Integrität der Staaten
  • Friedliche Regelung von Streitfällen
  • Nichteinmischung in innere Angelegenheiten
  • Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Überzeugungsfreiheit
  • Gleichberechtigung und Selbstbestimmungsrecht der Völker
  • Zusammenarbeit zwischen den Staaten
  • Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen nach Treu und Glauben

Diese Vereinbarung hat Europa knapp 50 Jahre ein friedliches Zusammenleben gebracht, mit Ausnahme der Kriege im Zusammenhang mit dem Zerfall Jugoslawiens und die postsowjetischen Kriege Russlands mit Moldau, Tschetschenien und Georgien.

In einer Zeit knapper werdenden Ressourcen scheinen diese Vereinbarungen von Helsinki gegenstandslos zu werden. Russland hat mit seinem Krieg gegen die Ukraine alle diese Regeln gebrochen, die neue Regierung in den USA will sich Kanada, Grönland und den Panamakanal gegen deren Willen einverleiben. Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte werden von Russland nicht mehr anerkannt, der Internationale Strafgerichtshofes in Den Haag wird zum Beispiel von den USA bedroht.

Europa wird sich - hoffentlich gemeinsam - dieser neuen Situation anpassen müssen.


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