Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht in das vierte Jahr und alle Medien haben darüber berichtet. Da wollen wir keinen weiteren Besinnungsaufsatz hinzufügen. Aber ein paar unserer Gedanken und Gefühle wollen wir einwerfen. Die Gefühle zuerst.

Die Durchsicht all der Meldungen zum Tod der russischen Soldaten hat uns häufig innerlich zum Kochen gebracht. All diese Lügen über die angeblichen Kriegsgründe Russlands, all die Verklärung der toten Soldaten zu Helden und all das Ignorieren des Offensichtlichen in einer Dauerschleife ohne Ende sind schwer zu ertragen.

Gerne hätte wir in den Kommentaren zu den Meldungen diese zurechtgebogen. Aber das hätte nur den Ausschluss unserer Accounts in den russischen Sozialen Medien zur Folge gehabt und damit unsere Arbeit erschwert.

Nun kommt aus den USA die selbe verlogene Rhetorik wie aus Russland. Die Ukraine ist schuld am Krieg, Zelensky ist ein Diktator und Russland hat sich seine Eroberungen mit dem Blut seiner Soldaten redlich verdient. Dazu will Präsident das Dreifache der amerikanischen Militärlieferungen zurückgezahlt bekommen, ausgezahlt in Seltenen Erden.

In der Diskussion über jene Verschiebung der Realität in der Rhetorik der neuen US-amerikanischen Regierung haben sich bei uns zwei unterschiedliche Erklärungen herausgebildet:

  • Die US-amerikanische Regierung folgt mit diesem Kurswechsel ihrer Idee eines autokratischen Herrschaftsmodells, das George Orwell mit dem Begriff Doppeldenk im Roman 1984 beschrieben hat - Zitat:
    "Zu wissen und nicht zu wissen, sich der absoluten Wahrheit bewusst zu sein und gleichzeitig sorgfältig konstruierte Lügen zu erzählen, gleichzeitig zwei Meinungen zu haben, die sich gegenseitig aufheben, obwohl man weiß, dass sie sich widersprechen, und doch an beide zu glauben, Logik gegen Logik anzuwenden, Moral abzulehnen und gleichzeitig Anspruch darauf zu erheben, zu glauben, dass Demokratie unmöglich sei und dass die Partei die Hüterin der Demokratie sei…
  • Die andere Meinung in unserer Debatte war, dass die Trump-Regierung einen Frieden erreichen will, indem sie Russland rhetorisch und propagandistisch entgegen kommt. Und so dem russischen Präsidenten einen weitgehenden Kompromiss ermöglichen will, den er trotzdem in seinem Land als Sieg verkaufen kann – ganz ohne seine eigene Machtbasis dabei zu schmälern.

Die kommenden Monate werden zeigen, wer mit seinen Thesen richtig lag. Aber vielleicht war alles falsch gedacht oder sogar beide Thesen richtig – wir werden sehen.