Denkmal Kamensk UralskyDie Großstadt Kamensk-Uralski liegt im mittleren Ural in der Oblast Swerdlowsk etwa 100 km südöstlich der Hauptstadt Jekaterinburg und damit bereits im asiatischen Teil Russlands. Die Stadt hat gut 160.000 Einwohner, Tendenz fallend, und verfügt über zahlreiche metallverarbeitenden Betriebe.

Am 30. August 24 wurden vier neue Tafeln mit den Namen von im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten auf dem Soldatendenkmal der Stadt angebracht.

Insgesamt sind auf den Granittafeln  167 Namen von Bewohnern der Stadt Kamensk-Ural und des Bezirks aufgeführt. Davon wurden

  • 8 – in Afghanistan getötet,
  • 23 – im ersten (9) und zweiten (14) Tschetschenienkrieg getötet,
  • 136 - im Krieg gegen die Ukraine getötet.

Kasan Rekrut

"Treten Sie der Armee des Sieges bei, bis zu 2.000.000 RUB beim Vertragsabscluss in Tatarstan"

Wir hatten zum Anfang August 24 eine Liste der Prämien veröffentlicht, die die Regionen bezahlen, wenn ein Mann sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst bei der russischen Armee verpflichtet. Diese Liste ist inzwischen Makulatur, die Regionen überbieten sich im Moment gegenseitig mit den Prämienzahlungen, da jede Region monatlich eine bestimmte Anzahl an neuen Rekruten liefern muss.

Es hat sich wohl auch in Russland herungesprochen, dass die Chance, jenen Vertrag zu überleben, nicht gerade hoch sind. Wir dokumentieren täglich schnelle Todesfälle. Zudem sind alle Verträge auf unbestimmte Zeit geschlossen, sie gelten so lange der Krieg gegen die Ukraine andauert. Man kann also nicht einfach nach einer bestimmten Zeit wieder nach Hause gehen.

Die Steigerung der Prämien dokumentiert, dass es dem russischen Staat immer schwerer fällt, neue Freiwillige zu rekrutieren.

Im Moment bezahlt der Autonome Kreis der Chanten & Mansen  die Oblast Belgorod mit drei Millionen Rubel die höchste Prämie in ganz Russland, wie die Moskau Times heute schreibt.

Wir dokumentieren die 20 Regionen Russlands mit den höchsten Zahlungen.

RekrutierenIn Baschkortostan wird im Moment die nebenstehende Anzeige über die Medien verbreitet. Darin werden 50.000 Rubel (etwa 500 €) ausgelobt, wenn man einen neuen Freiwilligen für das Militär gewinnt und diesen entweder zur nächsten Militärregistrierungsstelle oder zu einer DOSAAF-Filiale* begleitet.

Diese Zahlung hat übrigens nichts mit der Antrittsprämie zu tun, die Freiwillige bei Vertragsunterzeichnung erhalten. In Baschkortostan betrug diese Präme zuletzt 1.000.000 Rubel (etwa 10.000 €). 

Die Vergütung steht allen russischen Staatsbürgern über 18 Jahren zu, mit Ausnahme von Staats- und Kommunalbediensteten, Militärangehörigen und Strafverfolgungsbeamten.
* DOSAAF= Freiwillige Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte

Der übersetzte Text der Anzeige:

Russische Kriegstote EntwicklungBis zu unserer Auswertung des Monats September wird es noch ein paar Tage dauern. Aber ein paar Daten können wir bereits jetzt liefern.

Unser nebenstehendes Schaubild zeigt eine beinahe lineare Entwicklung bei den von uns erfassten russischen gefallenen Soldaten im Zeitraum vom 1.1.2023 bis 30.09.2024. Man könnte die zukünftigen Opferzahlen einfach nach dieser Grafik extrapolieren, indem man die rot dargestellte Linie entsprechend verlängert und würde ziemlich sicher nicht falsch liegen. (Mit einem Klick auf die Lupe kann man die Darstellung vergrößern.)

Das ist eigentlich auch kein Wunder, denn die russische Kriegstaktik entspricht dem Vorgehen der Gruppe Wagner bei der Erstürmung von Bachmut, die über 20.000 Söldnern das Leben gekostet hat. Jeder Meter vorwärts wird mit dem Blut vieler eigener Soldaten bezahlt. Menschenleben spielen keine Rolle, es zählt der kleinste Erfolg. Und so lange das russische Militär jeden Monat etwa 30.000 neue Freiwillige mit viel Geld und falschen Versprechungen locken kann, wird sich auch daran wenig ändern.

Schule 18 Irbit

Schulbeginn in Irbit in der Schule. Nr. 18 am 12. September 24. Irbit, das ist eine Stadt mit etwa 36.000 Einwohnern in der Oblast Swerlowsk. Sie liegt bereits im asiatischen Teil Russlands und ist Heimat der bekanntesten Motorradfabrik Russlands - Marke Ural.

Die "zivil-patriotsche Schulabteilung Beitrag Nr. 1" hält eine Veranstaltung ab, zum Gedenken an jene Schulabsolventen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.

Aber lassen wir die Schüler doch selbst zu Wort kommen:

Alexander KorowitsynAlexander Korowitsyn Bogoljubowo ist ein historisch gut erhaltenes Dorf mit etwa 4.700 Einwohnern  in der Region Wladimir. Hier besuchen wir die dortige Sekundarschule und lassen die Lehrerin/Kindheitsnavigatorin Nina Meschuewa zu Wort kommen:

Heute fand in der Bogoljubwskaja-Schule eine Trauerversammlung zum Gedenken an unseren Absolventen Alexander Korowizyn statt, der in Erfüllung seiner militärischen Pflichten bei einem Sondereinsatz in der Ukraine ums Leben kam. Er war noch keine 20 Jahre alt. Alexanders Eltern waren einfache Dorfbewohner. Im Jahr 2011 kam er in die 1. Klasse, im Jahr 2020 schloss er die 9. Offen und warmherzig, fähig zuzuhören und zu verstehen, in schwierigen Momenten immer zur Stelle. So haben ihn seine Angehörigen und Lehrer in Erinnerung behalten.
Er starb für das Leben der anderen, für den Frieden und die Ruhe in unserem Land. Es ist unsere Pflicht, dieses Andenken lebendig zu halten.

Nachtrag: Die Kindheitsnavigatoren sorgen für die patriotische und dem Militär zugewandte Erziehung der Kinder/Jugendlichen in den Bildungseinrichtungen.

Pereslawl SalesskiEtwa 140 km nordöstlich von Moskau liegt die Stadt Pereslawl-Salesski in der Region Jaroslawl. Die Stadt hat etwa 38.000 Einwohner, Tendenz fallend, gehört aber zu den ältesten und gut erhaltenen historischen Städte Russlands.

Iwan Anjuchowski, Jahrgang 1939, berichtet über einen Gedenkstein, auf dem in einer Kirche der Stadt die im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten eingraviert sind. Es sind 52 Namen, wir haben sieben neue Namen in unsere Liste aufgenommen.

Aber lassen wir Iwan zu Wort kommen:

Zum 20. September 2024 legte der BBC/Mediazone/Medusa-Verbund eine neue Abschätzung der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine vor. Danach wären mehr als 70.000 Kriegstote erfasst worden, die genaue Zahl nennt der Beitrag nicht.

Die meisten im Beitrag vorgetragenen Erkenntnisse sind für die regelmäßigen Leser unserer Webseite nicht neu - zum Beispiel Freiwillige stellen die höchste Zahl an Todesopfern, manche mit schnellem Tod an der Front, die berüchtigten "Fleischangriffe" bewirken hohe Verluste usw.

Langsam macht sich aber negativ bemerkbar, dass jener von der BBC finanzierte Verbund seine Daten nicht offenlegt. So können Differenzen nicht ausgeräumt werden, weil wir die Datenbasis nicht vergleichen können.

ermolino friedhof 09 24

Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden. Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, zuletzt im April 2024.

Seit unserem letzten Bericht sind 14 Gräber von in der Ukraine gefallenen Soldaten dazu gekommen, darunter auch fünf Kriegstote, die wir bisher nicht in unseren Listen hatten.

Die kompletten neuen Namen:

BritischerGeheimdienst 17.09.24Der britische Geheimdienst hat am 17. September wieder eine neue Meldung zu den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Die angegebene Zahl der Kriegstoten und Verletzten hatten wir bereits in unserem Status zum 31. August veröffentlicht. Wir liegen in unserer Abschätzung der Opferzahlen um 100.000 dahinter, bleiben aber bei unseren - sehr konservativen - Angaben. Ansonsten wiederholt der Geheimdienst all das zur Rekrutierung von neuen Soldaten, was regelmäßige Leser unserer Veröffentlichungen bereits wissen.
Der übersetzte Text:

Federal military Memorial Cemetery 2013 06 22 01Am Stadtrand von Moskau, bereits auf dem Gebiet der Großstadt Mytischtschi, wurde 2013 ein nationaler Ehrenfriedhof des Militärs eröffnet. Er ersetzte die Beisetzungen an der Kremlmauer und ist öffentlich nicht zugänglich. Bis Juli 2022 wurden 353 verdiente Persönlichkeiten Russlands dort bestattet, durch den russischen Angriffskrieg wurde die Fläche stark erweitert und bis Sommer 2024 sind etwa 900 Gräber neu dazu gekommen.

Die russischen Absurdität, die wir inzwischen beinahe als normal begreifen, zeigt sich auch darin, dass der militärische Führer der Gruppe Wagner, Dimitri Walerjewitsch Utkin, dort ein Ehrengrab erhalten hat. Dabei dürfte der Absturz jener Privatmaschine im August 2023, die zum Tod der gesamten Führung der Gruppe Wagner führte, mit ziemlicher Sicherheit von staatlichen Akteuren ausgeführt worden sein.

Die Verwaltung des „Pantheon der Verteidiger des Vaterlandes“, wie der Friedhof offiziell heißt, hat Anfang März auf Telegram ein längeres Video veröffentlicht, das Namen und Fotos von 744 dort begrabenen Soldaten zeigt, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Die meisten stammen dabei aus Moskau oder der Oblast Moskau. Wir konnten über 250 neue Namen in unsere Statistik aufnehmen.

Auch hier der Hinweis, es lohnt nicht den Film anzuschauen, wir veröffentlichen ihn lediglich als Beleg.

Juri Viktorowitsch Alexandrow

Heute sind wir im Dorf Kanaewka in der russischen Oblast Pensa. Die Oblast liegt im Zentrum des europäischen Teil Russlands, das Dorf Kanaewka liegt im Osten der Provinz und hat weniger als 1.800 Bewohner (2010) mit fallender Tendenz. Und selbst in dieser abgelegenen Region spielt der russische Krieg gegen die Ukraine eine bedeutende Rolle im Alltag des Dorfes.

Auf dem Foto sieht man den Trauerzug des gefallenen Soldaten Juri Wiktorowitsch Alexandrow. Der 58-jährige Mann wurde in der Hauptstadt Pensa geboren und arbeitete dort als Traktorfahrer. Im Jahr 2021 war er ins Dorf gezogen und hatte sich im Juni 2024 zum Kriegsdienst verpflichtet. Bereits am 27. Juli war er tot, am 12. August 24 wurde er begraben.

Aber gehen wir in der Chronik des Dorfes bis Ende Juli 2024 zurück, alle veröffentlichten Fotos können stark vergrößert werden:

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