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Balettaufführung zum Jahr des "Verteidigers des Vaterlandes" des Polydisziplinären Kollegs in Jeisk

Im Monat Februar 2025 waren 10 Prozent aller von uns erfassten russischen Kriegstoten nach dem 1. Januar 2000 geboren. Wir halten genau diesen Stichtag für relevant, weil alle diese jungen Menschen unter der Präsidentschaft von Wladimir Putin geboren wurden. Die Gründe, warum so viele junge Männer in den Krieg ziehen sind vielfältig - manche werden übertölpelt, andere sind in der Ausbildung gescheitert, viele lockt das viele Geld, einige entziehen sich einem Urteil und Haft und generell wurden die meisten der jungen Männer in ihrer gesamten Entwicklung zu einem militärischen Patriotismus erzogen.

Schule und Studium sind mit dem Soldatentum fest verwoben. Die jungen Leute erreichen ihre Ziele schneller, wenn sie bei den vielfältigen Angeboten der Jugendarmee (Junarmija) innerhalb der Ausbildungseinrichtung mitmachen und deren gängige Narrative übernehmen: Russland ist ein bedrohtes Land, es verteidigt seine Kultur in der Ukraine, die dort gefallenen Soldaten sind Helden und leben ewig weiter...

Am Beispiel des Polydisziplinären Kollegs in Jeisk wollen wir dieses Ineinander von Ausbildung und Militarismus aufzeigen. Am 27. Februar 2025 fand auf dem Gelände und in der Aula des Kollegs eine Gedenkveranstaltung für die im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Absolventen statt. Siehe auch Video am Ende des Beitrags

Sergijew Possad

Sergijew Possad -- Foto: Mihail Lomonosov -- Lizenz: CC BY-SA 3.0

Sergijew Possad und Orechowo-Sujewo sind zwei Großstädte in der Oblast Moskau. Sergijew Possad liegt etwa 70 km nordöstlich von Moskau entfernt. Die Einwohnerzahl schwächelt und ist in den letzten zehn Jahren um 13.000 Bewohner gefallen. Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus, hauptsächlich wegen des oben abgebildeten Dreifaligkeitskloster.

Orechowo-Sujewo befindet sich 90 km östlich von Moskau, die Einwohnerzahlen sind seit 1991 um 37.000 Bewohner gefallen, vermutlich durch die Schließung vieler Industriebetriebe.

Uns liegen zwei Videos vor, die die getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine zusammenstellen. Das Video aus Sergijew Possad umfasst 103 Namen, wir konnten 31 neue in unsere Datenbank auf nehmen.

Abschied

Wie die Suche nach Kriegstoten zu einer Einnahmequelle für ihre Frauen wird

Das ukrainische Projekt „Ich will jemanden finden“, das bei der Suche nach vermissten Russen hilft, hat nach eigenen Angaben in den drei Jahren des Krieges mehr als 60 Tausend Suchanfragen erhalten. Im Januar 2025 erhielt das Projekt mehr als 8.000 Anträge, was einen Rekord für den Krieg darstellt.

Die genaue Zahl der im Krieg mit der Ukraine vermissten russischen Soldaten lässt sich noch nicht ermitteln. Anna Ziwilewa, Putins Nichte und Leiterin der Stiftung „Verteidiger des Vaterlandes“, schätzt die Zahl auf 45.000, während die ukrainische Seite vermuet, dass etwa 60.000 Russen an der Front verschollen sein könnten. So oder so suchen russische Ehefrauen weiterhin nach ihren Männern, und einige nutzen das Kriegsthema, um ihre Social-Media-Konten zu promoten und damit Geld zu verdienen.

Projekt „Ich will jemanden finden“

Suchanfragen

Der staatliche ukrainische Telegramkanal befasst sich mit der Suche nach vermissten Soldaten der russischen Armee. Etwa 60.000 Suchanfragen sollen inzwischen dort eingegangen sein, im Januar 2025 waren es danach 8.548 Suchanfragen, die bisher höchste Zahl.

Um die Suche nach einem vermissten russischen Soldaten einzuleiten, können russische Angehörige eine Anfrage an den Telegram-Bot "@hochunaiti_bot" stellen. Die Zahl der Vermissten lässt sich anhand indirekter Daten abschätzen. 

Im Dezember 2024 sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin und Nichte Putins, Anna Zivilewa, bei einem Treffen in der Staatsduma , dass seit Beginn des Krieges bei Angehörigen von Militärangehörigen 48.000 DNA-Tests zur Identifizierung der sterblichen Überreste durchgeführt worden seien.

Nachfolgend die Angaben des ukrainische Telegramkanals:

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht in das vierte Jahr und alle Medien haben darüber berichtet. Da wollen wir keinen weiteren Besinnungsaufsatz hinzufügen. Aber ein paar unserer Gedanken und Gefühle wollen wir einwerfen. Die Gefühle zuerst.

Die Durchsicht all der Meldungen zum Tod der russischen Soldaten hat uns häufig innerlich zum Kochen gebracht. All diese Lügen über die angeblichen Kriegsgründe Russlands, all die Verklärung der toten Soldaten zu Helden und all das Ignorieren des Offensichtlichen in einer Dauerschleife ohne Ende sind schwer zu ertragen.

Gerne hätte wir in den Kommentaren zu den Meldungen diese zurechtgebogen. Aber das hätte nur den Ausschluss unserer Accounts in den russischen Sozialen Medien zur Folge gehabt und damit unsere Arbeit erschwert.

Nun kommt aus den USA die selbe verlogene Rhetorik wie aus Russland. Die Ukraine ist schuld am Krieg, Zelensky ist ein Diktator und Russland hat sich seine Eroberungen mit dem Blut seiner Soldaten redlich verdient. Dazu will Präsident das Dreifache der amerikanischen Militärlieferungen zurückgezahlt bekommen, ausgezahlt in Seltenen Erden.

Alga

Das Alga-Freiwilligenbataillon wurde im Juni 2022 von der lokalen Regierung in Tatarstan geschaffen, um den russischen Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Der Begriff "Alga" kommt aus der tatarischen Sprache und bedeutet vorwärts. Den Freiwilligen, die einen Vertrag unterzeichnen wollten, wurde „ein stabiles Gehalt von 205.000 bis 270.000 Rubel, je nach militärischem Ausbildungsgrad angeboten. In Wirklichkeit erhielten die Militärangehörigen ihre ersten Zahlungen erst nach ihrer Ankunft im Kampfgebiet in der Ukraine und der größte Teil ihres Gehalts musste für den Unterhalt der Soldaten selbst ausgegeben werden.

Die Kriegseinsätze von Alga führten mehrfach zu hohen Verlusten innerhalb der Truppe. Mindestens 228 Freiwillige des Bataillons sind inzwischen gefallen und viele mehr wurden verletzt. Jedes Jahr wollen Angehörige am 6. Februar den gefallenen Soldaten gedenken. Die Veranstaltung im Jahr 2025 zeigt der Film am Ende dieses Beitrags. Dort wurde ein Banner mit 228 Namen gefallener Soldaten ausgerollt, wir konnten 58 neue Gefallene nachtragen.

Baschkortostan LogoDrei Fragen nach Baschkortostan

Seit Oktober 2024 gibt es einen beachtenswerten Telegramkanal aus Baschkirien, der über die Kriegstoten einfühlsam und mitfühlend berichtet, sich gleichzeitig aber deutlich von diesem Krieg distanziert.

Wir haben dem Telegram-Kanal "Fremder Krieg" aus Baschkortostan drei Fragen gestellt:

  • Warum weist Baschkortostan die höchsten Opferzahlen in Russland auf?
  • Warum gibt es so viele Freiwillige aus Baschkirien, obwohl die meisten den Einsatz nicht überleben?
  • Wann wird dieser Krieg enden, der den Reichtum Russlands verbrennt und der nur Opfer auf beiden Seiten bringt?

Wir haben folgende ausführliche Anwort aus Baschkortostan erhalten:

Unser Projekt ist der Wunsch, allen Baschkiren zu sagen, dass dies nicht ihr Krieg ist!

Baschkortostan 31.01Die russische Teilrepublik Baschkortostan hat zur Zeit die meisten Kriegstoten aller russischen Regionen in absoluten Zahlen. In unserer Statistik liegt zwar die Republik Tatarstan ganz vorne, dort hat eine Initiative die Aufgabe übernommen, alle Kriegstoten seit Beginn des Krieges zu recherchieren. Solch eine Anstrengung fehlt noch in Baschkortostan.

Die Grafik links zeigt einen ziemlich normalen Anstieg der Gefallenenzahlen entsprechend dem Kriegsverlauf bis zum Beginn des Jahres 2024. Danach wird die Kurve steiler und steiler.

Im ersten Teil unseres Bericht wollen wir aufzeigen, wie die Führung der Republik sich zum Krieg gegen die Ukraine stellt. Im zweiten Teil wollen wir die baschkirische Initiative "Fremder Krieg" zu Wort kommen lassen, die ab September 2024 einen aktiven Telegramkanal betreibt.

Wir haben dieses Projekt auf Basis eines Irrtums begonnen. Wir waren der Meinung, wenn die russische Bevölkerung über das wahre Ausmaß der Verluste an Menschen und Kriegsmaterial informiert würde, dieser Krieg schnell vorbei wäre. Tatsächlich hatten zu Beginn des Krieges einige russische Propagandisten nicht geglaubt, dass beim Überfall auf die Ukraine überhaupt russische Soldaten getötet werden würden und haben unsere ersten Berichte, gestützt auf Nachrichten in den lokalen russischen Medien, in Zweifel gezogen.

Unsere Datenbank weist zum 17. Februar 2025 insgesamt 100.181 Namen von getöteten russischen Soldaten auf und es ist kein Ende dieses Gemetzels abzusehen. Noch immer versucht das russische Militär unter hohen Verlusten sich Kilometer um Kilometer vor zubewegen, um bei möglichen Verhandlungen in einer günstigeren Position zu sein. Das Leben der eigenen Soldaten spielt dabei keine Rolle.

Issetskoje Schule1

Kreuz und quer durch Russland sind wir gerade im großen Dorf Issetskoje mit über 8.000 Einwohnern. Das Dorf liegt am westlichen Rand der Region Tjumen, die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt und der nächste Bahnhof ist 68 km entfernt.

Am 30. Januar 25 besuchten die Schüler Krasnowskaja Sekundarschule eine andere Schule im Bezirk, wo gemeinsam eine militär-patriotsche Unterrichtseinheit stattfand.

Also lassen wir die Schule selbst zu Wort kommen:

Ermolino

Ermolino (Jermolino) ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass manche der Kriegstoten aus der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden.

Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, im Dezember 2023 (ab Pos. 215) (Foto), im April 2024 (Foto), September 2024 (Foto) und zuletzt im November 2024 (Foto).

Das Wachstum des Friedhofs dokumentiert ganz gut die hohen Verluste der russischen Armee. Inzwischen sind etwa 120-130 getötete russische Soldaten dort begraben.

Wologda 1„Gespräche über wichtige Dinge“ wurden in den Kindergärten von Wologda eingeführt

Die Behörden in Wologda waren die ersten im Land, die wöchentliche „Gespräche über wichtige Dinge“ in Kindergärten einführten. Bei der ersten Sitzung erhielten die Kinder Spielzeugwaffen, zogen sich Militäruniformen an und spielten das Lied „Heiliger Krieg“. Die Initiative zur frühen Indoktrination wurde von einer Erzieherin aus Wologda bei einem Treffen mit Wladimir Putin ins Leben gerufen. Die Idee gefiel dem örtlichen Gouverneur Georgi Filimonow, der bereits nostalgisch auf die sowjetische Vergangenheit zurückblickt und in Vologda bereits ein Denkmal für Stalin errichtet hat.

Patriotische „Gespräche über wichtige Dinge“ werden regelmäßig in allen 78 Kindergärten des Gebiets Wologda stattfinden. Besucht werden sie von den älteren Kindern und den Schulvorbereitungsklassen.

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