30.09.2024 -- 72.737 // Zuwachs zum 31.08.24 : 4.637
Anatoli Gorbatschow - 18 Jahre
Anatoly Gorbatschow aus Rjasan besitzt zwar einen geschichtsträchtigen Nachnamen, von dessen Intelligenz war er wohl weit entfernt. Mit 18 Jahren, ohne militärische Vorkenntnisse, meldete er sich zum Kriegsdienst und nahm sich entsprechend wichtig, wie jenes Foto zeigt (der junge Mann in der Mitte stehend). "Wie kann ein 18-Jähriger in den Krieg geschickt werden?", fragt seine Mutter nach seinem Tod und müsste diese Frage zuerst sich selbst stellen.
Saijn, 19 Jahre
"Unser enger, lieber Mensch, der einzige Sohn seiner Mutter, stolzer Bruder, Bruder vieler Verwandter, Onkel, Tante, Cousin und vieler Freunde, würdiger Sohn Tuvas, Saijn Ondarowitsch Kuular, geboren am 04.10.2004, getötet am 15.09.2024. Wir sind zutiefst traurig, seinen Verwandten und Freunden mitteilen zu müssen, dass er bei der Erfüllung seiner heldenhaften Pflicht in einer speziellen Militäroperation zur Verteidigung des Vaterlandes verstorben ist."
Tuwa, mit die ärmste und sozial vernachlässigste Region Russlands, hat im Krieg gegen die Ukraine die absolut höchste Zahl an gefallenen Soldaten, gemessen an der Bevölkerung.
Daniil Eduardowitsch, 19 Jahre
Über Daniil Eduardowitsch Raifekest können wir zwei Geschichten erzählen - die offizielle und die nicht so offizielle. Daniil, geboren am 17.07.2005 in Kasachstan, zog mit seiner Familie 2019 in das kleine Dorf Krasny Tsvet in der Region Omsk. Im Mai 2024 hätte er sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, am 20.07.24 war er bereits tot, Ende September gab es noch keinen Termin seiner Beisetzung. Die andere Geschichte handelt von einem jungen Mann, selber Name, selbes Geburtsdatum, der im September 2022 aus einer geschlossenen Jugendhaftanstalt in der Stadt Kaltan (Kemerowo) geflohen war und nach dem öffentlich gesucht wurde. Man kann daraus eine einzige Geschichte zusammenfügen.
Jewgeni Nikolajewitsch, 22 Jahre
Jewgeni Nikolajewitsch Alikin, geboren am 13. März 2002 aus der Stadt Rewda (Oblast Swerdlowsk), getötet am 21. Juli 2024, beigesetzt am 17. September 2024.
Egor Aleksejewitsch, 18 oder 19 Jahre
Dieser russische Angriffskrieg ist nicht nur ein Verbrechen an den Menschen in der Ukraine, sondern auch ein Verbrechen an der eigenen Jugend. Egor Aleksejewitsch Schumilow war ein junger Wehrdienstleistender, der niemals hätte im Kriegsgebiet eingesetzt werden dürfen. Geboren am 17. August 2005 im Dorf Rosljatino (800 Einwohner), das über 300 km von der Hauptstadt der Region Wologda entfernt liegt. Wann und wie er getötet wurde, wurde nicht bekannt gegeben - vermutlich in der Region Kursk. In vier Monaten wäre sein Wehrdienst beendet gewesen. Beigesetzt wurde er am 16. September in seinem Heimatdorf.
Das kurze Leben des Iwan Konstantinowitsch Bojarschinow schnell erzählt. Geboren im Dorf Juswa (ca. 5.000) Einwohner in der Region Perm am 19.12.2000, elf Schulklassen abgeschlossen, Ausbildung zum Elektro- und Gasschweißer. Zwischen 2020-21 Wehrdienst, danach Stelle als Wachmann und später als Schichtarbeiter. Im Mai 2024 Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst, am 1 Juli 24 getötet. Begraben am 21.09.24 in seinem Heimatdorf.
Wladimir Eduardowitsch, wahrscheinlich 22 Jahre
Wir hatten das schon sehr häufig - junge Wehrpflichtige, die während oder zum Abschluss ihres Wehrdienstes zum Vertragsdienst in der russischen Armee überredet, überzeugt oder verführt wurden. Dabei wird natürlich mit viel Geld gewedelt, aber verschwiegen, dass die Chancen recht gering sein, das Ende des Vertrags unbeschadet zu erleben. Auch Wladimir Eduardowitsch Aleksejew aus Ischewsk (Udmurtien) war so ein Fall, er hatte noch bis Juni 2024 seinen Wehrdienst im medizinischen Bereich abgeleistet, danach einen Vertrag abgeschlossen und wurde schnell getötet. Sein Alter und Todesdatum wird verschwiegen, beigesetzt am 15. September 24. Wir haben sein wahrscheinliches Profil auf VKontakte gefunden, danach lebte er in "Kingston", fand Hanf nicht uninteressant und wurde am 17.07.2002 geboren.
Oleg Nikolajewitsch, 22 Jahre
Oleg Nikolajewitsch Andrejtschikow hatte neun Klassen in der Orlowskaya-Schule in Krasnojarsk erfolgreich abgeschlossen und alles umsonst. Im Oktober 23 unterschrieb er beim Militär, bereits am 11. Dezember 23 war sein Leben vorbei. Dafür hängt jetzt seine Gedenktafel (noch verhüllt) an der alten Schule und junge hübsche Mädchen im üblichen Dienstmädchenlook stehen Wache. Dabei wäre er wohl viel lieber mit denen um die Häuser gezogen, vorausgesetzt in Krasnojarsk ist so etwas möglich.
Dmitri Nikolajewitsch, 20 Jahre
An der Grenze zu Kasachstan liegt der Bezirk zu dem das Dorf Kljuchi im Altai Territorium gehört. Etwa 7.000 Menschen leben in dem Dorf, einer davon war Dmitri Nikolajewitsch Maklakow. Dimitri, geboren am 20.07.2003 im Dorf, wollte nach der Schule als Einzelunternehmer sein Geld verdienen und meldete im Jahr 2022 sein Gewerbe Holzeinschlag an. Doch im Februar 2024 reiste er dann nach Moskau und verpflichtete sich für den Kriegsdienst. Es ging um die vielen Rubel, die Moskau als Prämie bezahlt. Doch für schnelles Geld handelte sich Dimitri ein kurzes Leben ein. Bereits am 16. März 24 war es erloschen.
Iwan Stanislawowitsch - 19 Jahre
Warum Iwan Stanislawowitsch Rogulin am 29. Mai 24 einen Militärvertrag abschloss, bleibt im Dunkeln, aber die vielen Rubel sind immer eine Option. Iwan, geboren am 6. März 2005, kam aus Moskau und dort weiß man um die Risiken solcher Verträge. Sein Vater suchte dringend nach ihm, er hatte seit dem 19. Juni keinen Kontakt mehr. Am 23. Juni 24 war Iwan tot.
Matwej - 19 Jahre
Es ist sehr schwer einen dominanten Vater zu haben. Von Matwej Alexandrowitsch Rumjanzew ,geboren am 16.01.2005, gibt es zahlreiche Fotos Marke kleiner Junge Matwej mit Brille, starker Vater daneben. Dazu besuchte Matwej auch noch ein Musikinternat in Irkutsk. Wie er zum Militär kam, bleibt unbekannt. Angst oder Schwäche will er nicht eingestehen. "Papa, alles ist gut, ich komme damit zurecht, ich schaffe das," wehrte er Fragen seines Vaters beim letzten Zusammentreffen auf dem Militärgelände in Rostow am Don ab. Er hat es am 25.08.24 nicht geschafft.
Sachar, 19 Jahre
Sachar Andrejew wäre ein sehr guter Fußballspieler gewesen, dabei hätte er bleiben sollen. Aber seine Mutter sah ihren Sohn bereits in jungen Jahren gerne in Militäruniform und so verlor er kurz vor seinem 20. Geburtstag im Krieg sein Leben. Sachar, geboren am 27.09.2004, kam aus der Kleinstadt Krasnoje an der Wolga in der Region Kostroma, getötet am 9. September 2024.
Denis, gerade 21 Jahre
Bei TikTok wurde dieses Foto verbreitet. Es soll den gerade 21 Jahre alten Denis Pittscherko zeigen, der am 10. August 24 bei Kursk getötet wurde. Das Foto ist schlecht gefälscht, eine Tatsache, die man an der linken Hand der alten Frau erkennen kann. Und von einem Denis Pittscherko findet man auch sonst keine Spur. Gefunden haben wir dann Denis Pittschenko mit dem selben Geburtsdatum, 9. August 2003, aus der Hauptstadt Blagoweschtschensk der Region Amur im fernen Osten Russlands. In seinem Status veröffentlichte er am 21.07.24 sein Foto in Militäruniform. Eine weitere Quelle bestätigte dann seinen Tod in der Ukraine.
Nikita Gennadjewitsch, 19 Jahre
Beim Bezirksgericht in Kostroma gibt es einen Fall vom 29.09.23, bei dem ein Nikita Gennadjewitsch Kalebin beteiligt ist und der damals nicht weiter verhandelt wurde. So kann man annehmen, dass Nikita sich einem drohenden Strafverfahren durch einen Vertrag mit dem russischen Militär entzog. Doch Sturm-V ist fast immer eine Entscheidung mit tödlichem Ausgang. Ende Juni hat sein Bruder noch nach ihm öffentlich gesucht. Nikita, geboren am 31. März 2005, begraben am 10. September 24.
Danila Anatoliewitsch, 20 Jahre
"Du bist ein Held!", schrieb seine Mutter in Großbuchstaben am 6. September 24, als sie vom Kriegstod ihres Sohnes erfahren hatte. Noch Ende August hatte sie eine Suchanfrage in den sozialen Netzwerken nach ihm gestartet:
Danila Anatoliewitsch Zigora, geboren am 20. Januar 2004, einberufen aus Moskau, zuletzt Donezk, Awdijiwka, letzter Kontakt 08.08.24.
So ein Tod an der Front hat nichts heldenhaftes, entweder schnell oder erbärmlich langsam krepieren. So bleibt die Frage im Raum, warum die Mutter ihren Sohn nicht mit aller mütterlichen Allmacht abgehalten hat, in den Krieg zu ziehen.
Nikita Igorewitsch, 21 Jahre
Am 6. September 2024 fand in der Stadt Bachtschyssaraj in der Ehrengasse des dortigen Friedhofs eine Abschiedszeremonie für Nikita Igorewitsch Maneschin statt. Nikita wurde am 4. Mai 2003 geboren, hatte einen kompletten Schulabschluss und Elektriker gelernt. Arbeit bekam er danach in der Landwirtschaft. 2022 trat er den Wehrdienst in der russischen Armee an und wurde dort zum Vertragsdienst überzeugt, der am 17. August 24 für ihn tödlich endete. Dabei war Nikita eigentlich Ukrainer, Bachtschyssaraj ist eine Stadt im Süden der Krim und ehemaige Hauptstadt des Khanat Krim.
Pjotr Nikolajewitsch, 23 Jahre
Balagansk ist eine stadtähnliche Siedlung in der Oblast Irkutsk mit etwa 3.800 Bewohnern. Ende der 50-iger Jahre musste der Ort umziehen, da ein Stausee die Ansiedlung überflutete. Heute hat die Ortsverwaltung unerträgliche Schmerzen, wie sie schreibt. Sie musste den Tod von Pjotr Nikolajewitsch Juwtschenko bekannt geben. Pjotr, geboren am 7. Januar 2001, hatte eine Fachschule im Ort erfolgreich abgeschlossen. Warum er in den Krieg zog, verriet die Ortsverwaltung nicht. Am 14. Juni 24 unterzeichnete er den Vertrag, am 19. August 24 ereilte ihn der erwartbare Tod.
Ai-Huler, 18 Jahre
Ai-Huler Tumen-Olzejewitsch Tumat , geboren am 7. Juli 2005 aus der Republik Tuwa, war ein junger Wehrpflichtiger, der zur Grenzsicherung in der Region Belgorod eingesetzt wurde. Er hätte dort niemals anwesend sein dürfen, denn in dieser Grenzregion gibt es andauernd Gefechte zwischen Russland und der Ukraine. Am 9. November 2023 wurde Ai-Huler getötet.
Kirill Aleksandrowitsich, 20 Jahre
Es ist ein Graus mit jenen zusammengeschummelten Lebensläufen. Da haben wir Kirill Alexandrowitsch Nowikow, geboren am 8. April 2004, getötet am 29. August 24. Das dürfte so stimmen. Am 12. Juli 24 unterschrieb Kirill einen Vertrag, aber sicher nicht "weil er nicht tatenlos zusehen konnte, wenn das Leben von Menschen durch Feinde in Gefahr wäre", wie in einem Kommentar zu lesen stand. Und Kirill war mit seinen 20 Jahren und keiner militärischen Ausbildung auch sicher nicht "leitender Vorarbeiter der Panzerreparaturabteilung des Panzerreparaturzuges", wie der Nachruf schreibt. Wahrscheinlich ist eher, Kirill hatte keine Berufsperspektive, weil nichts gelernt und war auf den schnellen Rubel aus.
Wladimir Aleksejewitsch, 20 Jahre
"Wladimir Aleksejewitsch Garetow, geboren am 03.09.2003. Er starb am 23. August 2024 allein und gab seiner Heimat etwas zurück, beschützte unser Leben und sorgte für einen klaren Himmel über unseren Köpfen," schrieb seine Schwester Arina. Wladimir und Arina stammen aus Meleus, einer Stadt in Baschkirien mit etwa 60.000 Einwohnern.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Da angeblich das Leben in der Region Samara so viel günstiger wäre als in den russischen Metropolen, gehörte die Prämienzahlung für Freiwillige zu den Niedrigsten in ganz Russland. Aber ganz offensichtlich ließen sich in Samara nicht mehr genügend Freiwillige finden, die für jene 1,2 Millionen Rubel (etwa 12.000 €) bereit waren, ihre Leben oder ihre Gesundheit zu gefährden.
So beschloss die Regierung am 11. Oktober 24, ab Mitte des Monats deutlich mehr zu bezahlen. Jetzt gibt es ganze zwei Millionen Rubel (ca. 20.000 €), wenn man in Samara einen Vertrag mit dem russischen Militär eingeht.
Eine ziemlich skurile Meldung wurde in zahlreichen lokalen VKontakte-Kanälen aus der Region Saratow abgesetzt. Lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
Bogdan Sergejewitsch Jewsejew, geboren am 10.04.2003, starb den Heldentod bei einem militärischen Zusammenstoß im Gebiet Cherson, Siedlung Kosatschije Lageri.
Abgehärtet durch Sport, Goldmedaillengewinner im Sambo, wich Bogdan nie zurück, aber das feindliche Schrapnell unterbrach sein Leben am 02.09.2024...
Im Saratower Institut für Innere Truppen war Bogdan einer der besten Kadetten in seinem Kurs. Und als einer der Besten wurde er gleich im 3. Jahr in die Zone des Nordöstlichen Militärbezirks geschickt, um die Ehre und den Mut der ruhmreichen russischen Soldaten in der Praxis zu zeigen.
In der Region Belgorod wurde am 27. August 24 die erste Frau getötet, die aus der Haft für den russischen Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Jelena Pimonenkowa war 37 Jahre alt und stammte aus der Stadt Pikaljowo in der Oblast Leningrad.
Jelena hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wurde im Alter von 23 Jahren zunächst wegen Messerangriffs auf einen Mann verurteilt, dann wegen Autodiebstahls, Raubüberfalls, Sachbeschädigung fremden Eigentums und Morddrohungen. Im Jahr 2024 saß Jelena wegen Diebstahls in einer Frauenkolonie in Uljanowka, ebenfalls in der Region Leningrad gelegen.
Auch dort wurde für den Kriegsdienst in der Ukraine geworben. 60 Frauen meldeten sich, zehn wurden ausgesucht darunter Jelena.
Ohne jegliche medizinische Ausbildung wurde sie so zur „Sanitäterin im Gefangennahmekommando eines Angriffszuges“. Drei Wochen lang wurde Jelena an Waffen geschult, danach ging es an die Front und sie musste Verwundete evakuieren und Leichenteile aufsammeln.
Wie genau Jelena getötet wurde ist unklar. Angeblich wäre sie von einem Auto angefahren worden. Am 25. September 24 wurde sie begraben.
Unsere kleine Geschichte spielt in der tatarsischen Großstadt Nabereschnyje Tschelny und handelt von Wladimir Golub, 44 Jahre. Der Mann arbeitete bei dem Lastwagenhersteller Kamaz als Schweißer.
In seiner Freizeit hatte er vielfältige Interessen, nahm Gesangsunterricht und nahm Tiktok- und Youtube-Videos auf. Mit seiner Ehefrau hatte er 11 Kinder, dazu hatte er seit dem Jahr 2000 noch eine geheim gehaltene Beziehung, aus der drei Kinder hervorgingen.
Und weil das noch nicht genug ist, konvertierte Wladimir zum Judentum, trug nur noch Kippa und nannte sich Abraham Israilewitsch Melech.
Als die Sache mit der zweiten Beziehung aufflog, zog Wladimir/Abraham zuhause aus, bei der zweiten Frau ein und ließ sich scheiden. Seine berufstätige Ex-Ehefrau bekam Probleme mit dem Jugendamt, weil eine alleinerziehende und arbeitende Mutter mit 11 Kindern sicher überfordert ist.
Seinen neuen Namen ließ er sich in den Pass eintragen und wahrscheinlich wollte Abraham auch im Krieg seine vielfältigen finanziellen Probleme lösen. Im Juli 2024 schloß er einer Vertrag zum Kriegsdienst, zwei Monate später war er tot. Am 2. Oktober wurde er in der tatarischen Stadt Jelabuga begraben.
Ildar Saidow hatte eine steile Kariere beim russischen Zoll hinter sich gebracht. Seit 1995 war er in leitender Funktion in verschiedenen Regionen Russlands tätig, bis er schließlich 2017 erst zum kommisarischen und dann zum regulären Leiter des Zolls von Astrachan, Wolgograd und Kalmückien im Rang eines Generalmajors aufstieg.
Doch fünf Jahre später stand er wegen Bestechlichkeit vor Gericht und wurde zu sieben Jahre Haft verurteilt.
Er wäre reingelegt worden, meint seine Frau und ein ehemaliger Mitarbeiter schrieb: "In solchen Strukturen gibt es oft zwei ungleiche Kategorien. Diejenigen, die inhaftiert wurden, und diejenigen, die nicht verurteilt werden. "
Auch Ildar zog die Option "Sie kommen aus dem Gefängnis frei" in einer Sturm-V Einheit, setzte damit alles auf eine Karte und verlor. Am 14 September erhielten seine Angehörigen die Nachricht seines Todes, er wurde in Tatarstan begraben.
Der uns als zuverlässig bekannte Telegramkanal "Wütendes Tschwaschien" berichtete im September aus der russischen Teilrepublik:
Obdachlose werden gezwungen, in den Krieg zu ziehen
Leser erzählen uns, dass in den Regionen Tschuwaschiens die Razzien gegen Obdachlose und Menschen in schwierigen finanziellen und sozialen Situationen zugenommen haben. Einer von ihnen war Viktor Wladimirowitsch Dutow aus dem Bezirk Wurnarski. Einheimische sagen, er habe keinen festen Wohnsitz und Probleme mit Alkohol gehabt.
Im Bezirk Zilairsky in Baschkortostan leben etwa 15.000 Menschen. Der Leiter des Bezirks, Boris Melkoedow, muss häufig sich mit den Folgen des russischen Angriffskrieges beschäftigen. Verletzten überreicht er Orden, für gefallene Soldaten hält er ausgefeilte Grabreden. Am 17. September 24 sprach er den Nachruf für Chaerzaman Atangulow, der an der Front getötet wurde. Daraus wollen wir zitieren:
Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir haben. Alles liegt in unserer Hand, und es hängt von uns ab, wie wir leben werden. Chaerzaman Halilowitsch ist ein Mann, der sein Heimatland und uns verteidigt hat. Dank solcher Menschen leben wir unter einem friedlichen Himmel.
Natürlich ist jeder Krieg ein Weg zum Frieden. Und solche Menschen, ihre Taten sind notwendig, damit wir uns frei fühlen und den Frieden und die Ruhe spüren, die wir haben. Es ist schwierig, unsere Leute so zu treffen. Wir hoffen immer, dass sie lebendig und gesund zurückkommen. Das ist natürlich ein großer Kummer. Wenn wir nicht stark sind, wird es kein Land mehr geben. Er wird als ein kluger Mann in unserer Erinnerung bleiben. Lasst uns zusammenhalten und uns in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen.
Eine Vielzahl von ethnischen Kasachen wurde bereits im Krieg gegen die Ukraine getötet, wir haben darüber berichtet. Diese Männer lebten meist in Russland, mit und ohne russische Staatsbürgerschaft. Durch einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst konnte man viel verdienen und falls notwendig, auch die russische Staatsbürgerschaft erhalten. Kasachische Bürger, die am Krieg teilnehmen, werden in Kasachstan strafrechtlich verfolgt.
Der kasachische Journalist Lukpan Achmedjarow berichtete am 16. September von einem in der Stadt Oral in Kasachstan lebenden Mann, Aibek Ramasanow, geboren 17.07.1983, der bei einer Firma in Westkasachstan gearbeitet hatte. Im Jahr 2023 meldete sich Aibek freiwillig beim russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine und wurde dort getötet. Sein genaues Todesdatum wird genannt, aber Aibek bekam am 2. August noch die russische Staatsbürgerschaft.
Auf Instagram warnt der Journalist Achmedjarow zudem seine Leser: "Wichtiger Hinweis: Schützen Sie Ihre Psyche und Ihre nahen Verwandten vor übermäßigem Genuss russischen Fernsehens. Russische Propaganda tötet."
Nachdem bisher im Jahr 2024 die Region Burjatien in Bezug auf die Kriegsopfer nicht so auffällig war wie zuvor, dürften im Monat September wieder deutlich mehr Kriegsopfer dazu kommen. In einer Liste mit etwa 20 neuen, im Krieg gefallenen Burjaten finden wir auch Waleri Wladimirowitsch Rintschinow, geboren am 28. Mai 1980 und getötet am 4. September 24.
"Im Gedenken an alle, die Valery kannten, oder wie ihn alle nannten – Bazyr, blieb er freundlich, großzügig und immer bereit, den Bedürftigen zu helfen," heißt es in seinem Nachruf.
Wie so eine Hilfe aussehen kann, zeigte Valery im Jahr 2019. Bei einem verbalen Streit mit einem betrunkenen Dorfbewohner stach Valery jenem mit einem Messer in den Bauch. Glücklicherweise überlebte der Mann den Stich und Valery bekam zusammen mit einem älteren Delikt vier Jahre Haft aufgebrummt.
Das erklärt nicht ganz, warum Valery in einem Sturm-V Todeskommando gelandet ist, denn Ende 2023 wäre seine Haft beendet gewesen. Es ist wahrscheinlich, dass seither weitere Delikte zur Anklage standen.
Waleri Narsow dürfte der Bürgermeister der ländlichen Siedlung Tegeschewskoje in der Region Urmarskij in der Republik Tschuwaschien sein. Am 17. September informiert er seine Mitbürger:
Wir informieren Sie, dass die Beerdigung des verstorbenen Kriegers Eduard Fedorowitsch Kandakow aus dem Dorf Tegeschewo, der bei Militäreinsätzen ums Leben kam, am Mittwoch, 18. September 2024, stattfinden wird.
Die Leiche des verstorbenen Teilnehmers der Sondermilitäroperation, Eduard Fedorovich Kandakov, wird am 17. September 2024 um 13:00 Uhr mit dem Zug in die Stadt Kasan (Tatarstan) gebracht und dann mit einem Sonderwagen in das Dorf Tegeschewo gebracht...
Die Bewohner des Dorfes Tegeschewo (erwachsene und gesunde Männer) werden gebeten, sich am Morgen des 18. September auf dem Friedhof des Dorfes Tegeschewo zu versammeln und beim Ausheben eines Grabes zu helfen.