15.05.2025 -- 113.100 // Zuwachs zum 30.04.2025: 1.422
Maxim Pargewowitsch, 20 Jahre
Auf einem ungeschützten Quad fuhr Maxim am 16. Januar 25 in der Region Kursk zum Angriff auf ukrainische Stellungen - mit erwartbarem Ausgang. Irgendwo auf dem Feld lag er eine Weile herum, seine Mutter suchte ihn öffentlich ab Mitte März. Erst zwei Monate später hatte sie dann Gewissheit. Maxim Pargewowitsch Darbinjan, 14.07.2004 bis 16.01.2025, kam aus Woronesch.
Danil Denisowitsch, 20 Jahre
"Wir sprechen Denis Schakirow und seiner Familie unser tiefstes Beileid aus. Ihr Zuhause wurde von einer schrecklichen Tragödie heimgesucht: Ihr Sohn Danil starb auf tragische Weise", schreibt das Stadtmagazin von Adigel auf VKontakte. Völlig falsch, Sohnemann Danil ist in den Krieg gezogen, um Menschen zu töten und fremdes Land zu erobern. Er brachte damit Tod, Zerstörung und Flucht ihm völlig unbekannten Menschen - das ist die Tragödie. Jetzt wird um Spenden gebeten, um mit einer Kühltruhe die sterblichen Überreste nach Hause zu bringen. Danil Denisowitsch Schakirow, geboren am 08.01.2005 in der Stadt Adigel, Baschkortostan.
Jelisej Alexandrowitsch, 19 Jahre
Wie Jelisej im Krieg gelandet ist, wissen wir nicht. Er kam aus der Stadt Koselsk in der Region Kaluga und hatte nach der Schule die städtische Baufachschle in Kaluga besucht. Als er 15 Jahre alt war, veröffentlichte er zwei düstere Zeichnungen mit Gevatter Tod auf seiner VKontakte-Seite. Pawel fragte ihn: "Warum so düster?" und Jelisej meinte, dass er es nicht wisse. Mari schrieb: "Warum Tod? Gestalte dein Leben!". "Es schmeckt so", war Jelisejs knappe Antwort. Vier Jahre später, kurz vor seinem 20. Geburtstag, wurden seine Ahnungen im Krieg Realität. Jelisej Alexandrowitsch Karpenko, 10.11.2004 - 11.10.2024.
Tadao Omakowitsch, 20 Jahre
Unser liebster Sohn, der einzige Sohn seiner Mutter, der ganze Stolz, der süße Sohn seiner Großmutter, der stolze, geliebte Neffe, Bruder, Tante, Cousin seiner Onkel, Tanten, Onkel, Tanten, Cousins. Er war vielen Freunden ein treuer, fröhlicher und heiterer Freund. Er ist Absolvent der Schule Nr. 1 im Dorf Kaa-Khem, Kyzyl Kozhuun, und des Kyzyl Kollegs für Wirtschaft und Recht. Student der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Staatlichen Universität Tuwa, Gewinner zahlreicher Medaillen im tuwischen Sportringen und Sumo-Ringen, würdiger, hilfsbereiter, bescheidener, demütiger, mutiger, tapferer Sohn vieler Verwandter. Tadao (Saryg Omaklar) Omakowitsch Ondar wurde am 20. Juli 2004 in Kyzyl geboren.
Am 15. Im November 2023 ging er nach Chabarowsk, um seinen Militärdienst zu absolvieren. Im Januar 2024 Spezialeinsatzkommando, Kampfeinsatz in der Militäreinheit 16871. Am 18. April 2025 starb er während der erbitterten Schlacht im Dorf Volnoe Pole heldenhaft für das friedliche Leben seines Landes und Volkes.
Wir sind zutiefst traurig, seiner Familie und seinen Freunden seinen Tod mitteilen zu müssen!
Tuwa, 27.04.25
Sait Sagitowitsch, 18 Jahre
Sait Sagitowitsch Allajaro, geboren am 28.07.2006, lebte im baschkirischen Dorf Duwan-Metschetlino. Im Dezember 2024 meldete er sich ohne jede militärische Erfahrung freiwillig zum Krieg in der Ukraine, sein letzter Kontakt war am 29. Januar 25, am 1. Mai wurde er im Heimatdorf beigesetzt.
Das örtliche Kulturhaus schreibt: "So zwingt die Natur den Menschen, sich den Winden des Schicksals auf unterschiedliche Weise zu unterwerfen, so wie sie uns ihren eigenen Gesetzen unterwirft und unterschiedliche Formen annimmt! Deshalb ist es das Leben, die Welt, unser Leben!"
Falsch, auch die Natur ist an jenem Krieg völlig unschuldig.
Tumen Aldarowitsch, 20 Jahre
Tumens Vater Aldar wurde im Herbst 2022 mobilisiert und am 20. Februar 2023 an der Front getötet. Tumen, der einzige Sohn, hatte nichts aus dem Tod seines Vaters gelernt. Er schloss im Juli 2024 einen Vertrag mit dem Militär, kam in die selbe Einheit seines Vaters und wurde wie sein Vater getötet. "Leider hatte Tumen Aldarovich in seinen jungen Jahren keine Zeit, eine eigene Familie zu gründen", heißt es im Nachruf. Tumen Aldarowitsch Rintschinow, 08.05.2004 - 30.01.2025, kam aus dem Dorf Gegetui in Burjatien.
Wladislaw Iwanowitsch, 19 Jahre
24.01.2016: "Denkmal für die Entdecker des Öls", Wladislaw Iwanowitsch Onschin, 10 Jahre alt -- Lehrerin - Panfilowa Albina Ungarowna -- Staatliche Haushaltseinrichtung für Waisen und Kinder ohne elterliche Fürsorge "Leninogorsk Kinderheim".
Neun Jahre später ist Wladislaw tot. Er hatte sich einer Gerichtsverhandlung entzogen, indem er einen Vertrag mit dem russischen Militär abschloss. Wladislaw, 04.09.2005 - 03.01.2025, kam aus dem Dorf Mjud mit 400 Einwohnern in der russischen Teilrepublik Tatarstan.
Pawel Jewgenjewitsch, 18 Jahre
Aus dem Dorf Dschida in Burjatien kam Pawel Jewgenjewitsch Lubsanow. Das Dorf hat keine Zukunft, im Jahr 2010 lebten noch 5.400 Menschen dort, 2024 waren es noch 1.500. Und Pawel hatte auch keine Zukunft. Geboren am 30.11.2005 suchte er sein Heil beim russischen Militär. Am 13. Juni 2024 unterzeichnete er den Vertrag, am 6. Juli musste er an die Front, am 12. Juli 2024 war er tot. Im Mai 25 wurde er beigesetzt.
Maxim Sergejewitsch, 20 Jahre
Ach, bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut
Und vom Alter sich nicht läßt beraten.
Bert Brecht, Mutter Courage
Maxim Sergejewitsch Moissejew kam aus der Stadt Megion, einem Zentrum der Erdölförderung im Autonomen Kreis der Chanten & Mansen. Nach der Schule ging es zum Wehrdienst und weil Maxim keinen Beruf erlernt hatte, malochte er danach im Schichtdienst. Er wollte schnelles Geld und deshalb zum Militär. Die Mama verbot es. Also zog Maxim im Oktober 2024 heimlich los. Bereits nach drei Monaten war Schluss, Mama identifizierte ihren Filius anhand seiner Tatoos.(Link)
Alexej Germanowitsch, 20 Jahre
Alexej Germanowitsch Sokolow (28.03.2005 - 13.04.2025) kam aus dem Dorf Bolschoje Schemjakino in Tatarstan. Die Dorfbewohner sind überwiegend Tschuwaschen. Eine Frau schreibt zu seinem Tod in den Kommentaren: "Finden Sie wenigstens heraus, warum er [in den Krieg] gegangen ist. Seine Eltern kümmern sich nicht um das Kind. Entschuldigen Sie, dass ich die Wahrheit schreibe. Ein Freund von mir kennt ihn sehr gut. Mama trinkt und Papa trinkt auch. Also werden sie das Geld [Todesprämie] nehmen und alles versaufen."
Dmitri Wassiljewitsch, 21 Jahre
"Seit seiner Kindheit ist er ein echter Bauer und hilft auf einem großen Bauernhof: beim Heumachen, beim Vorbereiten von Brennholz, beim Pflügen der Gemüsegärten und bei der Viehpflege. Er liebte unsere nördliche Natur sehr. Ich ging gern auf die Jagd, zum Angeln und in den Wald, um Pilze und Beeren zu sammeln. Das Landleben bereitete ihm große Freude. Er sagte: Nur hier gibt es das wahre Leben", heißt es im Nachruf von Dmitri Wassiljewitsch Gawrilkin. Wäre er nur dabei geblieben. Aber Dimitri, geboren am 2.12.2004 im Dorf Kartjol in der Region Komi, schloss direkt nach seinem Berufsabschluss einen Militärvertrag, war Matrose auf einem U-Boot und wurde schließlich im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt. Am 17. April 25 wurde er beigesetzt.
Iskander Rawilewitsch, 18 Jahre
Als Iksander 15 Jahre alt war, träumte er davon, mit Wladimir Putin ein Bier zu trinken. Putin hatte da den Krieg gegen die Ukraine bereits begonnen. Eine Woche nach seinem 18. Geburtstag wurde er zum Wehrdienst eingezogen, zog mit seiner Gitarre fröhlich von zuhause los und meldete sich gleich freiwillig. Seine Mutter meinte, ihm wäre es nicht um Geld gegangen, sondern um Tapferkeit, Ehre und Gewissen. Leider haben all diese Begriffe mit Russlands Krieg überhaupt nichts zu tun und ob Iksaner das noch begriffen hat, wissen wir nicht. Am 22. März 25 ging Iksander verloren, die Suche seiner Mutter mit Hilfe der Esoterik half auch nicht, am 2. Mai 25 wurde er im Zinksarg begraben. Iskander Rawilewitsch Jansufin, geboren am 18. August 2006, kam aus dem Dorf Perwomaysky in Baschkortostan.
David Alanowitsch, 19 Jahre
Von allen Kaukasusrepubliken hat das christlich geprägte Nordossetien die meisten Kriegstoten im Krieg gegen die Ukraine - gemessen an der Bevölkerung. David Alanowitsch Chortiew, 19 Jahre alt, kam aus der Region der Hauptstadt Wladikawkas, zog in den Krieg und hatte sich den Kampfnamen Irbis (Schneelöwe) zugelegt. Am 25. Dezember 2023 war er zu einem Kampfeinsatz aufgebrochen, danach hat er sich nie mehr gemeldet. David hatte den Einsatz nicht überlebt, beinahe eineinhalb Jahre später sind dann seine -vermeintlichen- Überreste doch noch aufgetaucht. Am 3. April 2025 fand seine Beisetzung statt.
Artysch Wladimirowitsch, 21 Jahre
Nach der Schule machte Artysch eine Berufsausbildung an einer Landwirtschaftsschule, die er im im Jahr 2022 in der dritten Klasse abbrach und lieber in den Krieg zog. Er hielt einige Zeit an der Front durch, wurde verwundet und Anfang Dezember 2024 zur Rehabilitation nach Hause geschickt. Dort wurde es nicht besser, am 27. April 2925 starb Artysch an seinen Verletzungen. Artysch Wladimirowitsch Dorschukai, 18.08.2003 - 27.04.2025, kam aus dem Dorf Chaijrakan in der russischen Teilrepublik Tuwa. (Link)
Riswan Albertowitsch, 18 Jahre
Der kleine Riswan hatte ein Vogelhäuschen in seiner Schule gebastelt und war stolz darauf. Riswan lebte im baschkirischen Dorf Starosubchangulowo im Süden Baschkortostans. Damals war er neun Jahre alt, gerade 18 Jahre alt geworden wurde er in einem Krieg getötet, mit dem er nichts zu tun hatte. Er wäre in der Region Kursk gefallen, mehr wissen wir nicht. Riswan Albertowitsch Ablajew, geboren am 27.05.2006, wurde am 23. April 25 begraben.
Sawelij Andrejewitsch, 21 Jahre
Die Segnung des Priesters hat nichts genutzt. Sawelij Andrejewitsch Zlygostew, geboren am 14. Mai 2003, kam aus dem Dorf Nischni Armjaz in der Republik Udmurtien. Sawelji ging im Dorf zur Schule, machte in der Nachbarschaft eine Ausbildung zum Traktorfahrer/Mechaniker und musste im Juni 2022 zum Wehrdienst antreten. Zwei Monate später unterschrieb er einen Vertrag zum Kriegsdienst. Im Nachruf geht dem russischen Schulchronisten die Phantasie durch - er hätte als Sanitäter über 2.000 Verwundete vom Schlachtfeld geschleift. Eine Drohne war am 17.03.25 schließlich sein Schicksal - Sawelji konnte nicht ausweichen. "Saveliy war ein ganz einfacher Junge und träumte von einem einfachen, friedlichen Leben in einer großen, freundlichen Familie, aber das Leben zwang ihn, ein Held zu werden," fabuliert der Chronist weiter. Der erste Teil des Satzes mag noch richtig sein, doch das Leben ist völlig unschuldig an seinem Tod.
Artem Michailowitsch, 19 Jahre
Wir sind sicher, dass in Dserschinsk niemand aus dem Westen Europas freiwillig wohnen möchte. Die Großstadt in der Oblast Nischni Nowgorod zählt zu den ökologisch ungünstigsten Orten auf unserem Planeten. Trotzdem haben deutsche Firmen dort Niederlassungen wie Wella, Knauf Gips und Liebherr. Artem Michailowitsch Permitin, 19 Jahre alt, kam aus Dserschinsk, zog in den Krieg und wurde am 30. April 25 dort begraben. Seine Schule schreibt: "Artem war für seine Altersgenossen immer ein Vorbild. Er hatte klar definierte Ziele und Pläne. Und unabhängig von Generation und Alter war er ein Patriot seines Heimatlandes!"
Michail Minjailo, Alter unbekannt
Das genaue Alter von Michail Minjailo bleibt verborgen, dem Foto nach dürfte er nach dem Jahr 2000 geboren sein. Michail kam aus der Großstadt Kowrow in der Oblast Wladimir, die etwa 250 km östlich von Moskau liegt. Michail starb im Krankenhaus am 28. März 25. Er war in den Krieg gezogen und erhielt bei einem Angriff eine typische Verletzung - eine Splittergranate, abgeworfen von einer Drohne, erwischte ihn an den ungeschützen Beinen. Das sind in der Regel keine tödlichen Verletzungen, aber wenn der bewegungsunfähige Soldat lange irgendwo an der Front herumliegt und nicht schnell evakuiert wird, sind die Folgen drastisch - Amputation oder Tod. Telegram
Andrej Andrejewitsch, 21 Jahre
Im Jahr 2023 hatte Andrej Andrejewitsch Kisljakow, geboren am 24. Mai 2003, seine Berufsausbildung zum Mechaniker für die „Wartung von Hebe- und Transportstraßenmaschinen und -geräten“ abgeschlossen. Danach kam der Wehrdienst und am Ende blieb Andrej beim Militär mit einem Zeitvertrag. Am 14. März 25 ging es zu einem Angriff auf die ukrainischen Linien: "Ein Zug aus 30 Mann ging auf eine Mission und eine FPV-Drohne warf mit Granatsplittern gefüllten Sprengstoff ab. Andrey trug Schutzkleidung, eine gepanzerte Weste und einen gepanzerten Helm, aber er konnte nicht gerettet werden."
Kirill Eduardowitsch, 18 Jahre
Kirill kam aus der Arbeitersiedlung Urdoma in der Oblast Archangelsk, die durch den Bau einer Eisenabhnstrecke um das Jahr 1940 entstanden ist. Kirill Eduardowitsch Kusmin, geboren am 20. Mai 2006, schloss im Jahr 2024 die Schule ab und hatte es eilig, sich in die Reihe der ganz dummen Jungs einzureihen. Er schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär und wurde bereits im ersten Dienstmonat getötet. Am 30. März wurde er begraben, einen Monat später wurde sein Grab durch Schmelzwasser völlig überflutet.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Der Mann auf dem Foto unten ist Wladimir Alexandrowitsch Prowotorow, der sich von seiner kleinen Nichte verabschiedet. Das Foto entstand - vermutlich - bei der Abreise der im Herbst 2022 mobilisierten Männer. Wladimir stammte aus der ostsibirischen Stadt Ust-Ilimsk, die um die Jahrtausendwende einmal eine Großstadt war und seither unter Schwindsucht leidet.
"Ich stand neben ihm... Er hielt seine Nichte so aufrichtig in den Armen und weinte so sehr, und ich weinte mit ihm, was soll ich sagen... Alle weinten... Und ich erinnere mich an die Worte, die ich ihn sagen hörte: „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen!“, schreibt Anastasia, die die Szene fotografiert hat.
Am 9. Mai 25 wurde sein Tod gemeldet.
Bei einer Videokonferenz am 13. Mai 25 teilte der russische Präsident Wladimir Putin mit, dass das Land monatlich zwischen 50.000 und 60.000 Männer neu rekrutieren würde. Wörtlich erklärte er:
"Ich möchte auf Folgendes aufmerksam machen: Wenn die Kiewer Behörden eine Zwangsmobilisierung durchführen – die Leute wie Hunde auf der Straße einfangen –, dann gehen unsere Leute freiwillig, sie gehen von selbst. Wir haben eine Rekrutierung, wissen Sie: Dort werden derzeit 30.000 Leute rekrutiert, und hier sind es 50.000 bis 60.000 Leute im Monat, die von selbst kommen, auch aus Ihren Arbeitskollektiven."
Die sogenannten Freiwilligen in der russischen Armee kommen aus den russischen Untersuchungsgefängnissen und Haftanstalten, sind im Alltag Gescheiterte, hoch verschuldete oder verarmte Männer, sind an HIV- oder Hepatitis erkranke Menschen, sind Wehrpflichtige, die durch Schikanen und Fälschungen zum Vertragsdienst gezwungen wurden. Oder es sind Zocker, die hoffen, kurz vor einem Friedensschluss noch schnell die Antrittsprämien abkassieren zu können.
Und das russische Militär braucht sowieso jeden Monat über 30.000 neue Soldaten, um seine enormen Verluste auszugleichen, wie wir in unserer Zusammenfassung des Monats April 2025 vorgerechnet haben.
Der Korruption beschuldigter Polizeichef stirbt zwei Monate später im Krieg gegen die Ukraine.
Konstantin Penzin, der ehemalige Leiter der Polizeibehörde in Magnitogorsk, entging der Strafverfolgung – an die Front in der Ukraine.
Im Februar 2025 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und starb Anfang April. Die Leiche wurde noch nicht evakuiert. Zum Zeitpunkt seines Todes war der ehemalige Offizier 37 Jahre alt – also genau das Alter, das aufgrund der Dienstzeit für eine Pensionierung ausreichte. Doch statt einer Rente gab es eine Traueranzeige.
Penzin wurde im September 2024 festgenommen - an seinem letzten Arbeitstag. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter wurde er wegen schwerer Korruption angeklagt: Bestechung, Machtmissbrauch und Verschwörung. Den Ermittlern zufolge erhielten sie von Unternehmern Dienstleistungen „vermögensrechtlicher Art“ im Wert von 77.000 Rubel – für Schutz und Mäzenatentum.
Das Gericht entschied, dass die Angeklagten fliehen, Druck auf Zeugen ausüben und die Ermittlungen behindern könnten. Deshalb kamen sie in Haft. Konstantin Penzin entzog sich dem Prozess und ging an die Front, der Zweite wartet im Gefängnis auf seinen Prozess.
Tscheljabinsk der Zukunft, 06.05.25
Wir haben das Ensemble "Ergyron" im Zusammenhang mit der Auflistung der Kriegstoten aus Tschukotka vorgestellt. Ein kurzes Video zeigt deren Auftritt für junge Leute im Rahmen eines Festivals.
Der zweite Tänzer des Ensembles, Oleg Etton, ist jetzt im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Er wurde mobilisiert und bereits am 25. Mai 2023 getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt, am 5. Mai 2025 wurde er beigesetzt.
Wir haben unseren Beitrag über das Eskimodorf Lorino aktualisiert.
Aus der Republik Tuwa kam am 5.5.25 folgende Meldung:
Unser lieber Freund, ein freundlicher, großzügiger, bescheidener Sohn, der älteste Sohn seiner Eltern, ein starker Unterstützer seiner geliebten Frau und Familie, ein liebevoller Vater von 3 Kindern, ein liebevoller Großvater von 4 Enkelkindern, ein stolzer Bruder seiner Cousins, ein stolzer Bruder vieler Verwandter, Brüder und Schwestern, Schwiegermutter, respektierter Schwiegersohn seiner Verwandten, geliebter Schwiegersohn seiner Verwandten, hilfsbereiter Freund seiner Familie.
Davaa Bitsche-oolowitsch Ondar (Rufname Sajan) wurde am 04.09.1978 in der Stadt Chadaa, Ada-Utchurt geboren. Am 30. Januar 2025 starb er heldenhaft bei der Befreiung des Dorfes Novoelizavetovka, Volksrepublik Donezk, während er tapfer an der Militäroperation teilnahm, die dem friedlichen Leben des Volkes gewidmet war.
Wir bedauern, mitteilen zu müssen, dass das lächelnde Gesicht, der strahlende Charakter und der schöne Name des würdigen Sohnes von Tuwa, unseres geliebten Vaters und Helden, für immer in unseren Herzen bleiben werden!
Der erste Kommentar unter der Nachricht:
Der Held ist nicht großartig, er zog nicht aus seinem Verlangen heraus in den Krieg, er verließ das Gefängnis!
Dieser Mann hat unseren Vater getötet. Wohin geht er unter uns? Immerhin gibt es einen Bumerang.
Zum heutigen Tag des Sieges im "Großen Vaterländischen Krieg" wie der zweite Weltkrieg in Russland genannt wird, wollen wir zu all den Paraden der Waffengattungen und zu den polierten Kriegsmaschinen noch eine aktuelle Meldung eines Telegram-Kanals aus Jakutien (Sacha) hinzufügen.
Andrej Wladimirowitsch Lineitsew, 40 Jahre alt aus Jakutsk, wurde endlich gefunden. Andrej, geboren am 12.04.1983, gehörte zu den mobilisierten Soldaten, der letzte Kontakt mit ihm war am 30.10.2023, getötet am 15.12.2023. Der Kanal schreibt:
Eines der Szenarien, in denen Menschen über mehrere Jahre hinweg als vermisst gemeldet werden:
"Hallo. Zur Information: Es wurde eine Leiche gefunden. Sie befindet sich im Tspoo. Anfang Mai wird Cargo200 in Jakutsk eintreffen. Die Leiche ist gesehen worden. "Persönliche Gegenstände nur am Körper, ein Abzeichen, das mit der Kleidung in den Körper hineingewachsen ist. Keine Arme, keine Beine, kein Kopf."
Ein besonders ehrlicher Mensch war Irinarch Gromow nicht. Er lebte ganz im Osten Russlands in der Stadt Magadan und wurde bereits vorher zweimal wegen Diebstahls, Unterschlagung und Teilnahme an Massenunruhen (?) verurteilt. Letztere Straftat konnten wir nicht aufklären.
Im September 2023 stand sein Berufungsverfahren in einer weiteren Strafsache an. Er hatte mit Freunden gebechert und als einer einschlief, klaute er dessen Handy und überwies damit Geld auf das eigene Konto. Der Wert des Handys wurde mit 15.000 Rubel angegeben, die Überweisung betrug 51,000 Rubel - insgesamt ca. 710 €.
Inarch bekam 3,5 Jahre Gefängnis aufgebrummt, die er wohl nicht absitzen wollte. Er schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär und wurde im Krieg getötet. Seinen Todeszeitpunkt wissen wir nicht, Inarch wurde am 3. Mai 25 in der Ehrenallee des Friedhofs von Magadan bestattet.
Russland hat im Jahr 2008 einen "Nationalen Vermögensfond" eingerichtet, der eigentlich der Unterstützung des Rentensystems dienen sollte. Finanziert wird dieser Fond aus Einnahmen durch den Export von Öl und Gas. Der Fond besteht aus zwei unterschiedlichen Konten: langfristige Investitionen und liquide Mittel. Inzwischen benutzt das russische Finanzministerium diesen Fond auch zum Ausgleich von Haushaltsdefiziten.
Über wieviele flüssige Mittel dieser Fond verfügt, ist stark von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Fällt der Ölpreis unter 60$ pro Barrel Rohöl, dann schwinden die Rücklagen dieses Fonds, da der Staat sein Haushaltsdefizit durch entsprechende Entnahmen ausgleicht. Bleiben die Rohölpreise also dauerhaft unter jenen 60$, dann sind die liquiden Mittel in einem bis zwei Jahren aufgebraucht. Das meinen zumindest die Analysten der Gasprom Bank.
Wenn man sich als Jugendlicher gegen seine Eltern auflehnen möchte, geht man oft verschlungene Wege. Michael Gloss, 21 Jahre, war der Sohn eines US-Veteranen und einer stellvertretenden CIA-Direktorin. Michael trat dem Islam bei, ging auf Weltreise und landete über Israel, Italien, Türkei schließlich in Russland. Dort wollte er gegen den US-Imperialismus kämpfen und unterzeichnete einen Vertrag zum Kriegsdienst bei den russischen Imperialisten.
Im April 2024 wurde er in der Region Bachmut getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt.
Alexander Wadimowitsch Tuchbatow, geboren am 18.05.1994, stammt aus der Kleinstadt Kusowatowo in der Oblast Uljanowsk. Der Leiter der Bezirksverwaltung, Alexander Wiltschik, gab am 30. März 25 seinen Tod bekannt und fand ein paar herzliche Worte:
"Bei der Durchführung eines Kampfeinsatzes im Rahmen einer speziellen Militäroperation starb unser Landsmann Alexander Wadimowitsch Tuchbatow. Er gab sein Leben, blieb seinem Eid treu und verteidigte die Interessen des Vaterlandes. Ich spreche seiner Familie und seinen Freunden mein aufrichtiges Beileid aus. Wir trauern mit Ihnen." Dazu veröffentlichte er ein nettes Foto der Verblichenen.
Wenn man sich etwas im Internet umschaut, dann findet man einen gänzlich anderen jungen Mann. Alexander, nach dem Fachschulabschluss arbeitslos mit einem Kind, wurde in den verschiedensten Regionen Russlands straffällig - meist kleinere Diebstähle. Es gibt Urteile in der Region Uljanowsk, Oblast Moskau und zuletzt im Jahr 2019 in Mordwinien.
Es ist ziemlich sicher, dass Alexander kein braver Bürger blieb, sondern sich einer erneuten Verurteilung durch einen Sturm-V Vertrag entzog. Am 31. März wurde er zuhause beigesetzt.
Sergej Beketow kam aus dem Dorf Maloretschenskoje, einem Urlaubsort an der Südküste der Halbinsel Krim. Sehr viel ist über Sergej nicht bekannt, er wäre im Waisenhaus aufgewachsen und als Kind in seinem Dorf "Funtik" gerufen worden.
Dafür wissen wir ziemlich genau, wie Sergej getötet wurde. In Ermangelung von gepanzerten Fahrzeugen schickt die russische Armee immer häufiger ihre Soldaten in allen möglichen Fahrzeugen zum Einsatz an die Front. Das können Schrottautos sein, chinesische Golfwagen und auch Motoräder aus dem chinesischen Versandhaus.
Sergej wurde mit solch einem Motorrad am 22. März 2025 ins Kampfgebiet geschickt. Auf der Strecke nach vorne wurden er und sein Moped entweder von einem Geschoss oder von einer Drone getroffen, Sergej stürzte, blieb verletzt auf dem Weg liegen und sah seinen Tod kommen. Ein Pilot steuerte eine Kamikazedrohne direkt auf ihn zu. Das Video von seinem bevorstehenden Tod wurde in den sozialen Medien zum viralen Hit und Sergej zum Held in den russischen Medien.
Jetzt im April liegt die Tagesdurchschnittstemperatur in Ust-Belaja noch bei -14,9 ° Celsius. Ust-Belaja ist ein kleines Dorf im "Autonomen Kreis der Tschuktschen", das nominal im Jahr 2023 etwa 620 Bewohner haben sollte. Ziemlich sicher sind es wesentlich weniger Einwohner, da viele Männer ihr Einkommen ganz woanders in Russland verdienen.
Aus diesem abgelegenen Dorf haben wir bereits fünf getötete Männer im Krieg gegen die Ukraine erfasst. Sie alle lockte der hohe Verdienst und erst in zweiter Linie die russische Propaganda. Wir haben unseren Beitrag über das Tschuktschen-Dorf und die getöteten Männer erneut aktualisiert.
Nachtrag (24.4.25): Mit Sergej Wassiljewitsch Djatschkow haben wir den 6. Einwohner von Ust-Belaja nachgetragen. Sein Tod ist schon eine Weile her. Sergej zog in die Region Magadan, wurde kleinkriminell und mehrfach verurteilt. Statt Gefängnis verpflichtete er sich bei der Gruppe Wagner, überlebte und ging dann zur russischen Armee. Er wurde am 26.10.23 getötet.
Am 18. April 25 hat auch die BBC eine neue Statistik zu den russischen Kriegstoten veröffentlicht. Die Erfassung scheint allerdings zu stocken, bisher hatten wir in der Summe immer ähnliche Verlustzahlen - aktuell liegt die BBC mit etwa 6.000 Fällen zurück.
Die BBC schätzt die realen Zahlen etwas anders als wir - eine durchaus mögliche Variante. Nicht einverstanden sind wir mit den ominösen 21 bis 23,5 Tausend toten Soldaten aus den ehemaligen Volksrepubliken Donezk und Luhansk.
Eine mit den Zahlen der BBC aktualisierte Tabelle findet ihr hier.
Im Finanzwesen sind Optionen Wetten auf die Zukunft. Man kann dabei mit allerlei Dingen viel verdienen oder verlieren., z.B. mit Aktienoptien, Optionen auf Edelmetalle, Devisen, Getreide usw. In Russland dagegen werden zur Zeit Wetten auf das eigene Leben abgeschlossen und das geht so:
Jeden Tag schließen im Augenblick in Moskau mehr als 100 Männer einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Einsatz an der Front - mehr als je zuvor. Mit der Unterschrift kassieren sie etwa 2,3 Millionen Rubel (ca. 25.000 €) und reisen in des Kriegsgebiet.
All diese Freiwilligen haben auf einen baldigen Waffenstillstand an der Front gewettet. Je früher solch eine Vereinbarung in Kraft tritt um so besser. Die Männer haben das vereinbarte Geld kassiert und müssen dafür nicht kämpfen. Dazu gibt es für russische Verhältnisse noch ein gutes Gehalt.
Das russische Medium "Werstka" schreibt dazu:
Die Rekrutierungsrate neuer Zeitsoldaten in Moskau in der ersten Aprilwoche brach Rekorde für ähnliche Zeiträume der vorangegangenen drei Monate, fand Werstka heraus. Vom 1. bis 10. April unterzeichneten 993 Personen über das Rekrutierungszentrum in der Jablotschkowa-Straße Verträge mit dem Verteidigungsministerium. Zum Vergleich: In den ersten zehn Tagen des Monats März unterzeichneten 499 Personen, im Februar 503 und im Januar 341 Personen.
Das Schicksal von Alexander Borisow ist verworren. Der Mann war Theaterregisseur und wollte am Theater der Stadt Tschaikowsky in der Region Perm ein Stück von Sachar Prilepin inszenieren. Prilepin ist ein erfolgreicher Schriftsteller in Russland, war früher mit Nawalny kritisch unterwegs und später Mitglied bei das "Andere Russland". Auch war er am Krieg im Donbass beteiligt als Kommandeur einer "Separatisteneinheit" und glühender Vertreter des russischen Imperialismus. Bei einem Anschlag im Mai 2023 auf sein Auto wurde Prilepin schwer verwundet
Jenes Stück "Es gibt keinen Tod" handelt von Prilepins Erfahrungen im Donbass. Borisows militaristsche Einstellung zum Krieg kam bei den Schauspielern und den Theatermachern nicht gut an, der Stück wurde abgesetzt und der Regisseur entlassen.
In einem Jugendtheater der Stadt Tula konnte er das Theaterstück dann doch auf die Bühne bringen. Allerdings gab es dafür keine Bezahlung und unser Regisseur entschloss sich deshalb, selbst in den Krieg zu ziehen. Am 29. März 25 gab das Theater in Tula seinen Tod an der Front bekannt. Wir haben einen Nachruf hier veröffentlicht.
Und weil es ein Teil der russischen Erzählungen ist, dass es für Soldaten das ewige Leben gebe, noch eine Bemerkung. Jeder, der im Krieg getötet wird, ist vom Militär und der Gesellschaft sofort vergessen. Nur wenige Angehörige trauern, das Begräbnis mit Gewehrsalven und Soldaten im Stechschritt ist reine Propaganda.
Der junge Konstantin Petrowitsch Iwanow war sicher kein angenehmer Zeitgenosse. Konstantin wurde am 11. Mai 2000 im großen Dorf Suntar in Jakutien geboren. Laut einer Pressemeldung vom Februar 2020 war der damals noch 19-jährige Jakute flüchtig und wurde wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge sowie Diebstahl mit erheblichem Sachschaden von der Polizei gesucht.
Ein Gerichtsurteil haben wir auf die Schnelle nicht gefunden, aber Konstantin landete als Sturm-Z Soldat an der Front. Offensichtlich wollte auch er seine Strafe nicht absitzen. Am 23. Dezember 2024 wurde auch Konstantin getötet.
Der Telegram-Kanal "Die Toten aus der Republik Sacha" berichtet, dass Konstantin Iwanow von seinem eigenen Kommandanten, Kampfname "Schamane", erschossen worden wäre. Um die Tat zu vertuschen, wurde die Leiche verscharrt und Konstantin als vermisst gemeldet. Seine Kamaraden hätten allerdings den Körper wieder ausgegraben.
Dies wäre bereits der vierte Fall, dass Soldaten aus Jakutien (Sacha) von ihren Vorgesetzten erschossen wurden, schreibt der Telegram-Kanal. Einen Fall haben wir kürzlich dokumentiert.