15.05.2025 -- 113.100 // Zuwachs zum 30.04.2025: 1.422
Wie schwer verwundete mobilisierte Soldaten an die Front geschickt werden
Verwundete russische Soldaten, selbst auf Krücken, werden an die Front zurückgebracht
Im April zeichnete das Militär in einer Militäreinheit in Leningrad Luga ein Video auf, in dem Dutzende von verwundeten Soldaten auf Krücken, ohne Beine und ohne Arme oder ein Auge an die Front geschickt wurden. Alle von ihnen haben die Kategorie „D“ - untauglich für den Militärdienst.
Das Video könnte aufgrund der Absurdität des Geschehens als Fälschung betrachtet werden, aber die Angehörigen von schwer verwundeten mobilisierten Männern berichten der Redaktion, dass auch absolute Invaliden „an die erste Front“ geschickt werden. Zu einem von ihnen, dem halb blinden Dzatte Mamitow, der wegen der gleichzeitigen Verwundung seiner Beine und seines Arms nicht einmal auf Krücken gehen kann, haben die Angehörigen am 10. April den Kontakt verloren; ein anderer - Alexej Kuptsow aus Burjatien - starb am 16. April an einem Schlaganfall, der durch den Zwang zum Dienst trotz seiner zahlreichen Verwundungen verursacht wurde.
„Für sie sind das keine Menschen, sondern Kanonenfutter“, erklären die Angehörigen der Mobilisierten das Geschehen.
Inguschetien nimmt Abschied von drei in der Ukraine getöteten Soldaten
In Inguschetien verabschiedeten sie sich von drei weiteren im Krieg in der Ukraine gefallenen Soldaten. Wie die Regierung mitteilte, fanden in der Republik die Beerdigungen von Ilez Chamchojew (aus dem Dorf Troitskoje), Adam Gutseriew (aus Karabulak) und Chamsat Kartojew (aus Malgobek) statt, „die im Gebiet einer speziellen Militäroperation ums Leben kamen“.
Wir haben Alexej Sokolow bereits in unserer Rubrik Kriegsbilder vorgestellt. Er kam aus dem Dorf Bolschoje Schemjakino aus der russischen Teilrepublik Tatarstan. Das Dorf wird überwiegend von Tschuwaschen bewohnt.
Alexej war gerade 20 Jahre alt und hatte sich wahrscheinlich freiwillig zum Krieg in der Ukraine gemeldet. Er wurde am 13. April 25 getötet und bereits am 23. April in seinem Heimatdorf bestattet.
Zu der kurzen Telegram-Meldung (Screenshot links) über Alexej gab es immerhin 140 Kommentare.
Die Beileidsfloskeln und betenden Hände, die sich darunter befinden, geben wir nicht wieder.
Wir haben dieses Foto am 24. August 2024 veröffentlicht. Es zeigt die Beisetzung des mobilisierten Fjodor Gerlein, geboren am 26. Juni 1976 in Kasachstan, der am 11. August 24 im Dorf Schurawlewka in der Region Saratow begraben wurde. Die englischsprachige "Moscow Times" hat mit diesem Foto einen Bericht über die Russlanddeutschen aufgemacht, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Anfang April 25 haben wir beim Auswärtigen Amt und bei der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten angefragt, ob ihnen Erkenntnisse über den doch ungewöhnlich hohen Anteil an deutschen Nachnamen unter den russischen Kriegstoten vorliegen.
Zumindest das Auswärtige Amt hat sich um eine Antwort bemüht, die Beauftragte der Bundesregierung Natalie Pawlik allerdings hat die Angelegenheit nicht interessiert und war wohl mehr um ihre Karriere zur Staatsministerin bemüht.
Weiterlesen: Eine Beauftragte der Bundesregierung ohne Interesse
Heute wollen wir eine Schule in der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski besuchen. Wir befinden uns im ganz fernen Osten Russlands auf der Halbinsel Kamtschatka, Petropawlowsk-Kamtschatski ist die Hauptstadt der Region mit 163.000 Einwohnern. Die Sekundarschule Nr. 6 feierte vorab den 80. Jahrestag des Sieges im 2. Weltkrieg und gedachte zweier Schulabsolventen, die im letzten Jahr im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Alexander Fjodorowitsch Jassaschi (08.08.1999 - 26.10.2024) und Danil Andrejewitsch Ischkow (02.09.2002 - 29.08.2024) meldeten sich beide freiwillig zum Militär, Alexander allerdings bevor Russland in die Ukraine einmarschierte. Beide hatten sich sicher eine bessere Zukunft vorgestellt, als als Propagandaposter auf einem Schülerschreibtisch zu enden.
Wir geben den Bericht der Schule vom 7.5.25 übersetzt wieder:
Weiterlesen: Mutig das Heimatland verteidigt und ehrenvoll die militärische Pflicht erfüllt
Straße in Sewersk, Oblast Tomsk -- Foto: alvgor -- Lizenz: CC BY 3.0
Die Stadt Sewersk in der sibirischen Oblast Tomsk dürfte nicht von westlichen Besuchern überlaufen sein. Sewersk hat 105.000 Bewohner und den Status einer geschlossenen Stadt. Hauptarbeitgeber der Stadt ist das "Sibirische Chemiekombinat GP" mit zwischen 15.000 und 20.000 Beschäftigten. Ein Teil der Produktion besteht in der Anreicherung von Uranhexafluorid - der Stoff, aus dem auch die Kernwaffen bestehen.
Eine deutsche Firma hat zwischen 1996 und 2008 mehr als 27.000 Tonnen Uranhexafluorid aus der deutschen Urananreicherungsanlage Gronau nach Sewersk geliefert, nur 15% davon kamen wieder zurück.
Wir wollen in Sewersk eine Schule für Behinderte besuchen. Am 2. April 25 fand dort die feierliche Einweihung von drei "Heldenschreibtischen" statt. Drei ehemalige -behinderte - Schüler wurden in den Krieg gegen die Ukraine geschickt und kamen im Zinksarg zurück. Die Entsendung von geistig behinderten Männern in den Krieg hat im unmenschlichen Russland System. Wir verweisen auf unsere anderen Beiträge zu diesem Thema (1, 2, 3).
Der jüngste gefallene Soldat ist Jewgeni Aleksejewitsch Bojtschuk, gerade mal 18 Jahre alt.
Wir dokumentieren einen übersetzten Bericht der Zeitung Dialog vom 1. Mai 2025 und ein Video von jener Einweihung der Heldenschreibtische, dem wir keine übersetzten Untertitel beifügen. Der Inhalt der Reden ergibt sich aus dem Text.
Roman Iwanischin mit seinem Enkel
Ein Gericht in Sachalin hat Roman Iwanischin, der als erste Person in Russland der freiwilligen Kapitulation angeklagt wurde, zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Roman wurde der freiwilligen Kapitulation und der Desertion für schuldig befunden, berichtet Kommersant unter Berufung auf eine Quelle.
Kolyma, Siedlung Debin (ca. 450 Einwohner) im Herbst 2004 -- Foto: Oxonhutch -- Lizenz: CC BY 2.5
Der Kolyma ist ein Strom im Nordosten Sibiriens - etwas kürzer als die Donau. Er fließt durch drei Teile der Oblast Magadan, weiter im Norden durch Jakutien (Sacha) und mündet schließlich in die Ostsibirische See. Mitte Oktober friert der Strom zu und taut erst Ende Mai wieder auf. Dann sind etwa 2.000 km schiffbar und dienen der Versorgung der Bevölkerung in dieser abgelegenen Region.
Bis zum Jahr 1987 gab es in der Region um den Kolyma Straf- und Kriegsgefangenlager des Gulag. Viele Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs trafen dort nach Hunderte Kilometer langen Fußmärschen in der eisigen Kälte ein und verbrachten Jahre oder auch Jahrzehnte in den sibirischen Bergen, um Gold, Zinn oder Uran ans Tageslicht zu befördern. Die Lager in Kolyma galten als die schlimmsten in ganz Russland und die Lebenserwartung war hier besonders niedrig.
Auch heute bezeichnen sich die Menschen der Oblast Magadan als Kolyma-Bewohner. Es ist eine historische Region in Russland und umfasst die Region Magadan und Teile Jakutiens. Und auch aus dieser Region sterben Männer im Krieg gegen die Ukraine, bis Ende März 25 hatten wir 166 Kriegstote erfasst. Wir stellen einige aktuelle Beispiele vor:
Drei Söhne eines getöteten Soldaten aus Tuwa
Am 17. April 25 wurden im Obersten Chural (Parlament) der Republik Tuwa wieder Mutorden an die Familien von getöteten Soldaten verliehen. Tuwa hat die höchsten Verlustraten ganz Russlands gemessen an der Bevölkerung und wird auch im Monat April diese Position weiter ausbauen.
Die buddhistisch geprägte Region ist arm, sie bietet der Bevölkerung nur wenige Perspektiven. Der Dienst in der regulären Armee und ganz besonders als Teil der freiwilligen Kämpfer verspricht den Familien ein hohes Einkommen.
Die Namen:
Weiterlesen: Im Parlament von Tuwa werden Mutorden verliehen
Wir haben zuletzt mehrfach über geistig behinderte Männer berichtet, die vom russischen Militär als Freiwillige unter Vertrag genommen, an die Front geschickt und dort getötet wurden (siehe Beispiel 1, Beispiel 2). Sergej Wladimirowitsch Suworow ist solch ein weiterer Fall. Sergej wurde im Jahr 1989 geboren und kommt aus der Stadt Engels in der Oblast Saratow. Er hat acht Klassen einer Sonderschule für geistig Behinderte abgeschlossen und arbeitete als Lader.
Sergej hatte Glück - er wurde von der ukrainischen Armee unverletzt gefangen genommen. Ein Video von seinem Verhör durch die Militärpolizei haben wir mit deutschen Untertiteln versehen und dokumentieren es am Ende dieses Beitrags.
Auch die Geschichte des 18-jährigen Denis Eduardowitsch Tschuchlomin haben wir viel zu häufig erzählt. Denis wurde am 3. Juni 2006 in der Stadt Serow in der Oblast Swerdlowsk geboren. Seine Eltern lebten getrennt, Denis zog mit seiner Mutter in die sibirische Großstadt Krasnojarsk.
Nach der Schule begann Denis keine Ausbildung, er hätte als Fahrer gearbeitet. Dafür schloss er drei Monate nach seinem 18. Geburtstag ganz heimlich einen Vertrag mit dem russischen Militär und zog ohne militärische Vorkenntnisse in den Krieg. Man kann mit Sicherheit annehmen, dass auch Denis das viele Geld zum Kriegsdienst lockte. Im März 2025 wurde er getötet.
Meist gibt es keine großen Debatten um den Tod von sehr jungen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine, meist findet man viele betende Hände und floskelhafte Beileidsbekundigungen. Zum Tod von Denis gab es eine heftige Diskussion. Wir dokumentieren deshalb die gesamte Nachricht und die dazu gehörenden Kommentare:
Lorino - Bootslandeplatz und Straße zur Ortsmitte -- Foto: Ansgar Walk -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lorino ist eines der größeren Dörfer ganz im Nordosten von Tschukotka. Das Dorf liegt an der Metschigmenskaja-Bucht der Beringsee und hat knapp 1.500 Einwohner, sowohl Eskimos als auch Tschuktschen (Wikipedia). Aus diesem Dorf kam Ankas Aimetgirgin, geboren am 27. Juni 1995. Wir haben den jungen Mann unwissentlich bereits vorgestellt. Er war Tänzer des Ergyron-Ensemble, einem Tanz- und Gesangsensemble der Tschuktschen. Einen Auftritt für Kinder haben wir auf der Regionenseite von Tschukotka vorgestellt.
Wir veröffentlichen die Nachrufe der Presseagentur von Tschukotka im übersetzten Orginaltext:
Weiterlesen: Zwei Tänzer aus dem Eskimo-Dorf Lorino im Krieg getötet
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Der Mann auf dem Foto unten ist Wladimir Alexandrowitsch Prowotorow, der sich von seiner kleinen Nichte verabschiedet. Das Foto entstand - vermutlich - bei der Abreise der im Herbst 2022 mobilisierten Männer. Wladimir stammte aus der ostsibirischen Stadt Ust-Ilimsk, die um die Jahrtausendwende einmal eine Großstadt war und seither unter Schwindsucht leidet.
"Ich stand neben ihm... Er hielt seine Nichte so aufrichtig in den Armen und weinte so sehr, und ich weinte mit ihm, was soll ich sagen... Alle weinten... Und ich erinnere mich an die Worte, die ich ihn sagen hörte: „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen!“, schreibt Anastasia, die die Szene fotografiert hat.
Am 9. Mai 25 wurde sein Tod gemeldet.
Bei einer Videokonferenz am 13. Mai 25 teilte der russische Präsident Wladimir Putin mit, dass das Land monatlich zwischen 50.000 und 60.000 Männer neu rekrutieren würde. Wörtlich erklärte er:
"Ich möchte auf Folgendes aufmerksam machen: Wenn die Kiewer Behörden eine Zwangsmobilisierung durchführen – die Leute wie Hunde auf der Straße einfangen –, dann gehen unsere Leute freiwillig, sie gehen von selbst. Wir haben eine Rekrutierung, wissen Sie: Dort werden derzeit 30.000 Leute rekrutiert, und hier sind es 50.000 bis 60.000 Leute im Monat, die von selbst kommen, auch aus Ihren Arbeitskollektiven."
Die sogenannten Freiwilligen in der russischen Armee kommen aus den russischen Untersuchungsgefängnissen und Haftanstalten, sind im Alltag Gescheiterte, hoch verschuldete oder verarmte Männer, sind an HIV- oder Hepatitis erkranke Menschen, sind Wehrpflichtige, die durch Schikanen und Fälschungen zum Vertragsdienst gezwungen wurden. Oder es sind Zocker, die hoffen, kurz vor einem Friedensschluss noch schnell die Antrittsprämien abkassieren zu können.
Und das russische Militär braucht sowieso jeden Monat über 30.000 neue Soldaten, um seine enormen Verluste auszugleichen, wie wir in unserer Zusammenfassung des Monats April 2025 vorgerechnet haben.
Der Korruption beschuldigter Polizeichef stirbt zwei Monate später im Krieg gegen die Ukraine.
Konstantin Penzin, der ehemalige Leiter der Polizeibehörde in Magnitogorsk, entging der Strafverfolgung – an die Front in der Ukraine.
Im Februar 2025 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und starb Anfang April. Die Leiche wurde noch nicht evakuiert. Zum Zeitpunkt seines Todes war der ehemalige Offizier 37 Jahre alt – also genau das Alter, das aufgrund der Dienstzeit für eine Pensionierung ausreichte. Doch statt einer Rente gab es eine Traueranzeige.
Penzin wurde im September 2024 festgenommen - an seinem letzten Arbeitstag. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter wurde er wegen schwerer Korruption angeklagt: Bestechung, Machtmissbrauch und Verschwörung. Den Ermittlern zufolge erhielten sie von Unternehmern Dienstleistungen „vermögensrechtlicher Art“ im Wert von 77.000 Rubel – für Schutz und Mäzenatentum.
Das Gericht entschied, dass die Angeklagten fliehen, Druck auf Zeugen ausüben und die Ermittlungen behindern könnten. Deshalb kamen sie in Haft. Konstantin Penzin entzog sich dem Prozess und ging an die Front, der Zweite wartet im Gefängnis auf seinen Prozess.
Tscheljabinsk der Zukunft, 06.05.25
Wir haben das Ensemble "Ergyron" im Zusammenhang mit der Auflistung der Kriegstoten aus Tschukotka vorgestellt. Ein kurzes Video zeigt deren Auftritt für junge Leute im Rahmen eines Festivals.
Der zweite Tänzer des Ensembles, Oleg Etton, ist jetzt im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Er wurde mobilisiert und bereits am 25. Mai 2023 getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt, am 5. Mai 2025 wurde er beigesetzt.
Wir haben unseren Beitrag über das Eskimodorf Lorino aktualisiert.
Aus der Republik Tuwa kam am 5.5.25 folgende Meldung:
Unser lieber Freund, ein freundlicher, großzügiger, bescheidener Sohn, der älteste Sohn seiner Eltern, ein starker Unterstützer seiner geliebten Frau und Familie, ein liebevoller Vater von 3 Kindern, ein liebevoller Großvater von 4 Enkelkindern, ein stolzer Bruder seiner Cousins, ein stolzer Bruder vieler Verwandter, Brüder und Schwestern, Schwiegermutter, respektierter Schwiegersohn seiner Verwandten, geliebter Schwiegersohn seiner Verwandten, hilfsbereiter Freund seiner Familie.
Davaa Bitsche-oolowitsch Ondar (Rufname Sajan) wurde am 04.09.1978 in der Stadt Chadaa, Ada-Utchurt geboren. Am 30. Januar 2025 starb er heldenhaft bei der Befreiung des Dorfes Novoelizavetovka, Volksrepublik Donezk, während er tapfer an der Militäroperation teilnahm, die dem friedlichen Leben des Volkes gewidmet war.
Wir bedauern, mitteilen zu müssen, dass das lächelnde Gesicht, der strahlende Charakter und der schöne Name des würdigen Sohnes von Tuwa, unseres geliebten Vaters und Helden, für immer in unseren Herzen bleiben werden!
Der erste Kommentar unter der Nachricht:
Der Held ist nicht großartig, er zog nicht aus seinem Verlangen heraus in den Krieg, er verließ das Gefängnis!
Dieser Mann hat unseren Vater getötet. Wohin geht er unter uns? Immerhin gibt es einen Bumerang.
Zum heutigen Tag des Sieges im "Großen Vaterländischen Krieg" wie der zweite Weltkrieg in Russland genannt wird, wollen wir zu all den Paraden der Waffengattungen und zu den polierten Kriegsmaschinen noch eine aktuelle Meldung eines Telegram-Kanals aus Jakutien (Sacha) hinzufügen.
Andrej Wladimirowitsch Lineitsew, 40 Jahre alt aus Jakutsk, wurde endlich gefunden. Andrej, geboren am 12.04.1983, gehörte zu den mobilisierten Soldaten, der letzte Kontakt mit ihm war am 30.10.2023, getötet am 15.12.2023. Der Kanal schreibt:
Eines der Szenarien, in denen Menschen über mehrere Jahre hinweg als vermisst gemeldet werden:
"Hallo. Zur Information: Es wurde eine Leiche gefunden. Sie befindet sich im Tspoo. Anfang Mai wird Cargo200 in Jakutsk eintreffen. Die Leiche ist gesehen worden. "Persönliche Gegenstände nur am Körper, ein Abzeichen, das mit der Kleidung in den Körper hineingewachsen ist. Keine Arme, keine Beine, kein Kopf."
Ein besonders ehrlicher Mensch war Irinarch Gromow nicht. Er lebte ganz im Osten Russlands in der Stadt Magadan und wurde bereits vorher zweimal wegen Diebstahls, Unterschlagung und Teilnahme an Massenunruhen (?) verurteilt. Letztere Straftat konnten wir nicht aufklären.
Im September 2023 stand sein Berufungsverfahren in einer weiteren Strafsache an. Er hatte mit Freunden gebechert und als einer einschlief, klaute er dessen Handy und überwies damit Geld auf das eigene Konto. Der Wert des Handys wurde mit 15.000 Rubel angegeben, die Überweisung betrug 51,000 Rubel - insgesamt ca. 710 €.
Inarch bekam 3,5 Jahre Gefängnis aufgebrummt, die er wohl nicht absitzen wollte. Er schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär und wurde im Krieg getötet. Seinen Todeszeitpunkt wissen wir nicht, Inarch wurde am 3. Mai 25 in der Ehrenallee des Friedhofs von Magadan bestattet.
Russland hat im Jahr 2008 einen "Nationalen Vermögensfond" eingerichtet, der eigentlich der Unterstützung des Rentensystems dienen sollte. Finanziert wird dieser Fond aus Einnahmen durch den Export von Öl und Gas. Der Fond besteht aus zwei unterschiedlichen Konten: langfristige Investitionen und liquide Mittel. Inzwischen benutzt das russische Finanzministerium diesen Fond auch zum Ausgleich von Haushaltsdefiziten.
Über wieviele flüssige Mittel dieser Fond verfügt, ist stark von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Fällt der Ölpreis unter 60$ pro Barrel Rohöl, dann schwinden die Rücklagen dieses Fonds, da der Staat sein Haushaltsdefizit durch entsprechende Entnahmen ausgleicht. Bleiben die Rohölpreise also dauerhaft unter jenen 60$, dann sind die liquiden Mittel in einem bis zwei Jahren aufgebraucht. Das meinen zumindest die Analysten der Gasprom Bank.
Wenn man sich als Jugendlicher gegen seine Eltern auflehnen möchte, geht man oft verschlungene Wege. Michael Gloss, 21 Jahre, war der Sohn eines US-Veteranen und einer stellvertretenden CIA-Direktorin. Michael trat dem Islam bei, ging auf Weltreise und landete über Israel, Italien, Türkei schließlich in Russland. Dort wollte er gegen den US-Imperialismus kämpfen und unterzeichnete einen Vertrag zum Kriegsdienst bei den russischen Imperialisten.
Im April 2024 wurde er in der Region Bachmut getötet. Sein Tod wurde erst jetzt bekannt.
Alexander Wadimowitsch Tuchbatow, geboren am 18.05.1994, stammt aus der Kleinstadt Kusowatowo in der Oblast Uljanowsk. Der Leiter der Bezirksverwaltung, Alexander Wiltschik, gab am 30. März 25 seinen Tod bekannt und fand ein paar herzliche Worte:
"Bei der Durchführung eines Kampfeinsatzes im Rahmen einer speziellen Militäroperation starb unser Landsmann Alexander Wadimowitsch Tuchbatow. Er gab sein Leben, blieb seinem Eid treu und verteidigte die Interessen des Vaterlandes. Ich spreche seiner Familie und seinen Freunden mein aufrichtiges Beileid aus. Wir trauern mit Ihnen." Dazu veröffentlichte er ein nettes Foto der Verblichenen.
Wenn man sich etwas im Internet umschaut, dann findet man einen gänzlich anderen jungen Mann. Alexander, nach dem Fachschulabschluss arbeitslos mit einem Kind, wurde in den verschiedensten Regionen Russlands straffällig - meist kleinere Diebstähle. Es gibt Urteile in der Region Uljanowsk, Oblast Moskau und zuletzt im Jahr 2019 in Mordwinien.
Es ist ziemlich sicher, dass Alexander kein braver Bürger blieb, sondern sich einer erneuten Verurteilung durch einen Sturm-V Vertrag entzog. Am 31. März wurde er zuhause beigesetzt.
Sergej Beketow kam aus dem Dorf Maloretschenskoje, einem Urlaubsort an der Südküste der Halbinsel Krim. Sehr viel ist über Sergej nicht bekannt, er wäre im Waisenhaus aufgewachsen und als Kind in seinem Dorf "Funtik" gerufen worden.
Dafür wissen wir ziemlich genau, wie Sergej getötet wurde. In Ermangelung von gepanzerten Fahrzeugen schickt die russische Armee immer häufiger ihre Soldaten in allen möglichen Fahrzeugen zum Einsatz an die Front. Das können Schrottautos sein, chinesische Golfwagen und auch Motoräder aus dem chinesischen Versandhaus.
Sergej wurde mit solch einem Motorrad am 22. März 2025 ins Kampfgebiet geschickt. Auf der Strecke nach vorne wurden er und sein Moped entweder von einem Geschoss oder von einer Drone getroffen, Sergej stürzte, blieb verletzt auf dem Weg liegen und sah seinen Tod kommen. Ein Pilot steuerte eine Kamikazedrohne direkt auf ihn zu. Das Video von seinem bevorstehenden Tod wurde in den sozialen Medien zum viralen Hit und Sergej zum Held in den russischen Medien.
Jetzt im April liegt die Tagesdurchschnittstemperatur in Ust-Belaja noch bei -14,9 ° Celsius. Ust-Belaja ist ein kleines Dorf im "Autonomen Kreis der Tschuktschen", das nominal im Jahr 2023 etwa 620 Bewohner haben sollte. Ziemlich sicher sind es wesentlich weniger Einwohner, da viele Männer ihr Einkommen ganz woanders in Russland verdienen.
Aus diesem abgelegenen Dorf haben wir bereits fünf getötete Männer im Krieg gegen die Ukraine erfasst. Sie alle lockte der hohe Verdienst und erst in zweiter Linie die russische Propaganda. Wir haben unseren Beitrag über das Tschuktschen-Dorf und die getöteten Männer erneut aktualisiert.
Nachtrag (24.4.25): Mit Sergej Wassiljewitsch Djatschkow haben wir den 6. Einwohner von Ust-Belaja nachgetragen. Sein Tod ist schon eine Weile her. Sergej zog in die Region Magadan, wurde kleinkriminell und mehrfach verurteilt. Statt Gefängnis verpflichtete er sich bei der Gruppe Wagner, überlebte und ging dann zur russischen Armee. Er wurde am 26.10.23 getötet.
Am 18. April 25 hat auch die BBC eine neue Statistik zu den russischen Kriegstoten veröffentlicht. Die Erfassung scheint allerdings zu stocken, bisher hatten wir in der Summe immer ähnliche Verlustzahlen - aktuell liegt die BBC mit etwa 6.000 Fällen zurück.
Die BBC schätzt die realen Zahlen etwas anders als wir - eine durchaus mögliche Variante. Nicht einverstanden sind wir mit den ominösen 21 bis 23,5 Tausend toten Soldaten aus den ehemaligen Volksrepubliken Donezk und Luhansk.
Eine mit den Zahlen der BBC aktualisierte Tabelle findet ihr hier.
Im Finanzwesen sind Optionen Wetten auf die Zukunft. Man kann dabei mit allerlei Dingen viel verdienen oder verlieren., z.B. mit Aktienoptien, Optionen auf Edelmetalle, Devisen, Getreide usw. In Russland dagegen werden zur Zeit Wetten auf das eigene Leben abgeschlossen und das geht so:
Jeden Tag schließen im Augenblick in Moskau mehr als 100 Männer einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Einsatz an der Front - mehr als je zuvor. Mit der Unterschrift kassieren sie etwa 2,3 Millionen Rubel (ca. 25.000 €) und reisen in des Kriegsgebiet.
All diese Freiwilligen haben auf einen baldigen Waffenstillstand an der Front gewettet. Je früher solch eine Vereinbarung in Kraft tritt um so besser. Die Männer haben das vereinbarte Geld kassiert und müssen dafür nicht kämpfen. Dazu gibt es für russische Verhältnisse noch ein gutes Gehalt.
Das russische Medium "Werstka" schreibt dazu:
Die Rekrutierungsrate neuer Zeitsoldaten in Moskau in der ersten Aprilwoche brach Rekorde für ähnliche Zeiträume der vorangegangenen drei Monate, fand Werstka heraus. Vom 1. bis 10. April unterzeichneten 993 Personen über das Rekrutierungszentrum in der Jablotschkowa-Straße Verträge mit dem Verteidigungsministerium. Zum Vergleich: In den ersten zehn Tagen des Monats März unterzeichneten 499 Personen, im Februar 503 und im Januar 341 Personen.
Das Schicksal von Alexander Borisow ist verworren. Der Mann war Theaterregisseur und wollte am Theater der Stadt Tschaikowsky in der Region Perm ein Stück von Sachar Prilepin inszenieren. Prilepin ist ein erfolgreicher Schriftsteller in Russland, war früher mit Nawalny kritisch unterwegs und später Mitglied bei das "Andere Russland". Auch war er am Krieg im Donbass beteiligt als Kommandeur einer "Separatisteneinheit" und glühender Vertreter des russischen Imperialismus. Bei einem Anschlag im Mai 2023 auf sein Auto wurde Prilepin schwer verwundet
Jenes Stück "Es gibt keinen Tod" handelt von Prilepins Erfahrungen im Donbass. Borisows militaristsche Einstellung zum Krieg kam bei den Schauspielern und den Theatermachern nicht gut an, der Stück wurde abgesetzt und der Regisseur entlassen.
In einem Jugendtheater der Stadt Tula konnte er das Theaterstück dann doch auf die Bühne bringen. Allerdings gab es dafür keine Bezahlung und unser Regisseur entschloss sich deshalb, selbst in den Krieg zu ziehen. Am 29. März 25 gab das Theater in Tula seinen Tod an der Front bekannt. Wir haben einen Nachruf hier veröffentlicht.
Und weil es ein Teil der russischen Erzählungen ist, dass es für Soldaten das ewige Leben gebe, noch eine Bemerkung. Jeder, der im Krieg getötet wird, ist vom Militär und der Gesellschaft sofort vergessen. Nur wenige Angehörige trauern, das Begräbnis mit Gewehrsalven und Soldaten im Stechschritt ist reine Propaganda.
Der junge Konstantin Petrowitsch Iwanow war sicher kein angenehmer Zeitgenosse. Konstantin wurde am 11. Mai 2000 im großen Dorf Suntar in Jakutien geboren. Laut einer Pressemeldung vom Februar 2020 war der damals noch 19-jährige Jakute flüchtig und wurde wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge sowie Diebstahl mit erheblichem Sachschaden von der Polizei gesucht.
Ein Gerichtsurteil haben wir auf die Schnelle nicht gefunden, aber Konstantin landete als Sturm-Z Soldat an der Front. Offensichtlich wollte auch er seine Strafe nicht absitzen. Am 23. Dezember 2024 wurde auch Konstantin getötet.
Der Telegram-Kanal "Die Toten aus der Republik Sacha" berichtet, dass Konstantin Iwanow von seinem eigenen Kommandanten, Kampfname "Schamane", erschossen worden wäre. Um die Tat zu vertuschen, wurde die Leiche verscharrt und Konstantin als vermisst gemeldet. Seine Kamaraden hätten allerdings den Körper wieder ausgegraben.
Dies wäre bereits der vierte Fall, dass Soldaten aus Jakutien (Sacha) von ihren Vorgesetzten erschossen wurden, schreibt der Telegram-Kanal. Einen Fall haben wir kürzlich dokumentiert.